Neue Chipfabrik

Intel: Ein Goldenes Zeitalter für Magdeburg

Das Logo von Intel in Santa Clara in Kalifornien.

Das Logo von Intel in Santa Clara in Kalifornien.

Frankfurt. Läuft alles nach Plan, wird es die wohl größte Investition seit der deutschen Vereinigung. Der US-Hightech-Konzern Intel will in Magdeburg eine Gigafabrik bauen. Auf gut 80 Milliarden Euro wird das Projekt taxiert. Bis zu 20.000 Arbeitsplätze können in Sachsen-Anhalt in den nächsten Jahren entstehen.

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Nach Informationen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) ist die mit Spannung erwartete Entscheidung über den Standort gefallen. Eine Intel-Sprecherin sagte dazu auf Anfrage lediglich: „Wir kommentieren das nicht.“ Branchenkreisen zufolge sollte eigentlich in dieser Woche offiziell bekannt gegeben werden, wo Intel seine neue Produktionsstätte baut. Dies wurde wegen des Ukraine-Krieges aber offenbar vertagt und soll demnächst nachgeholt werden.

Intel hat einen ehrgeizigen Investitionsplan vorgelegt, um wieder an die Spitze der Chiphersteller zu kommen. Zum Konzept gehört auch, die Standorte zu diversifizieren, um geopolitische Risiken zu vermeiden. Deshalb wurde in den vergangenen gut zwei Jahren in Europa nach einem geeigneten Areal gesucht. Dies zu finden, ist gar nicht so einfach, denn die Fertigung der integrierten Schaltkreise hat ihre Tücken.

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Eines der wichtigsten Kriterien ist die Erdbebensicherheit. Große Wasserverkommen müssen vorhanden sein, denn das kühle Nass in rauen Mengen ist für viele Produktionsprozesse notwendig. Ferner wurde eine enorm große, möglichst ebene Fläche gesucht. Immerhin soll die neue Produktionsstätte rund 500 Fußballfelder groß werden. Intel will nämlich genau genommen eine ganze Reihe von Fertigungsanlagen bauen. Für jede sind um die zehn Milliarden Euro vorgesehen.

Harte Kriterien für Standorte

Ein halbes Dutzend Standorte war in der engeren Auswahl. Neben Grenoble in Frankreich, gehörte auch das südbayerische Penzing mit einem ehemaligen Fliegerhorst am Dorfrand dazu. Unter Experten wurde aber Dresden als Favorit gehandelt. Vor allem, weil sich dort bereits mehrere Chiphersteller angesiedelt haben, es also eine Infrastruktur für die Branche gibt und auch Fachkräfte zur Verfügung stehen, was ein weiterer enorm wichtiger Faktor ist.

Zuletzt wurde eine Chipfabrik von Bosch in Dresden eröffnet. Auch Infineon und Globalfoundries fertigen dort Halbleiter. Die Wahl soll nun aber auf das Magdeburger Gewerbegebiet Eulenberg im Südwesten der Stadt gefallen sein. Auch wegen der günstigen Lage: Auffahrten auf die Autobahnen A14 und A2 sind nicht weit entfernt. Die „Magdeburger Volksstimme“ hatte zuerst darüber berichtet.

Die neue Intel-Fabrik ist ein ungleich größeres Projekt als das Tesla-Werk im brandenburgischen Grünheide. Beide Standorte haben aber gemeinsam, dass sie von Umweltorganisationen als sensible und schützenswerte Areale angesehen werden. Auch in Magdeburg könnte es Proteste geben.

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Ein weiterer heikler Punkt ist offensichtlich geklärt: Chiphersteller bauen nur dort, wo sie hohe Subventionen bekommen. Die in der Branche übliche Quote liegt bei 40 Prozent. Das würde etwa vier Milliarden Euro pro Fabrik bedeuten. Das Geld soll Medienberichten zufolge auch vom Land Sachsen-Anhalt, vom Bund und von der EU kommen. China und Taiwan setzen da die Standards. Beide Länder betrachten die staatlichen Zuschüsse als strategische Investitionen.

Enorme Zuwachsraten für Chiphersteller

Intel-Chef Pat Gelsinger hat kürzlich beschrieben, wie er sich den neuen europäischen Standort vorstellt. Als eine Art Hightech-Cluster, wo mit Zulieferern, aber auch mit Hochschulen zusammengearbeitet wird – diese werden auch benötigt, um hochqualifizierte Fachkräfte in großer Zahl zur Verfügung zu stellen. Sein Credo: „Wir stehen am Anfang eines Goldenen Zeitalters für Halbleiter, da der unersättliche Hunger nach Rechenleistung wächst“, so Gelsinger kürzlich auf einer Investorenkonferenz.

Zumindest den aktuellen Hunger bestätigt die US-Marktforschungsfirma Gartner. Nach den Berechnungen der Analysten ist der weltweite Umsatz mit Halbleitern im vorigen Jahr um gut 25 Prozent auf 583 Milliarden Dollar gewachsen. Das stärkste Wachstumsfeld seien Speicherchips gewesen, wegen eines größeren Bedarfs für Server in Rechenzentren, die Clouddienste unter anderem für das Arbeiten im Homeoffice oder für Unterhaltungsangebote anbieten – gemeint sind Streamingdienste oder auch Onlinespiele.

Intel konnte davon aber nur bedingt profitieren und wurde von Samsung vom ersten Platz unter den Chipherstellern verdrängt. Gelsinger will die Wachstumsraten seines Konzerns nun hochschrauben. Experten gehen jedenfalls davon aus, dass die Nachfrage weiter steigen wird. Als ein enorm wichtiges Zukunftsfeld werden von Gartner vernetzte Automobile benannt.

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