Kann Wissing die Lähmung der Bahn beseitigen?
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Bei der Deutschen Bahn geht’s nicht weiter.
© Quelle: imago/Ralph Peters
Frankfurt am Main. Was für ein Unternehmen: die Deutsche Bahn. Nimmt man die Pünktlichkeit als Indikator für die Performance, dann hat der Staatskonzern im vorigen Jahr deutlich nachgelassen. Nur noch 65 Prozent der Fernzüge kamen pünktlich, so wenige waren es noch nie. 2021 waren es noch 10 Prozentpunkte mehr gewesen. Bei einer stinknormalen Firma, die es mit Konkurrenten zu tun hat, würde sich das auch in den Geschäftszahlen heftig bemerkbar machen.
Doch bei der DB sind der Umsatz und die Zahl der Fahrgäste deutlich gestiegen. So etwas kann es nur geben, wenn ein Unternehmen als Monopolist unterwegs ist. So ist das bei der Bahn zumindest im Fernverkehr auch annähernd. Es wirkt gelegentlich so, als wolle der Konzern gar nicht mehr Fahrgäste. Das würde nämlich noch zusätzlichen Ärger bringen, zu noch mehr Verspätungen führen, für die dann wieder Entschädigungen gezahlt werden müssen, was Gewinne frisst.
Die Wende muss kommen
Spätestens hier ist klar, dass die Bahn nicht mit regulären betriebswirtschaftlichen Maßstäben gemessen werden kann. Die Bahn ist ein politisches Unternehmen wie kein anderes hierzulande. Doch die Bundesregierungen der vergangenen 30 Jahre sind äußerst fahrlässig mit ihrem Großkonzern umgegangen, haben niemals ernsthaft versucht, die Infrastruktur und den Fahrbetrieb auf ein Niveau zu heben, das etwa in der Schweiz selbstverständlich ist.
Bahn-Chef Richard Lutz spricht nun von einem Wendepunkt. Die Wende muss kommen. Kein Verkehrssystem ist so effizient und damit so klimafreundlich wie die Bahn. Die Politik muss ihre Performance steigern. Es reicht nicht, viele Milliarden Euro für Investitionen bereitzustellen. Die wichtigste Disziplin ist, die Lähmung durch Bürokratie zu beseitigen. Eine neue Brücke zu genehmigen dauert heute häufig mehrere Jahre. Das kann auch innerhalb weniger Wochen geschehen. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat dafür alle Werkzeuge in der Hand. Ob er davon Gebrauch macht? Zweifel sind angebracht: Zwar stellt er sich gerne als agiler Entbürokratisierer dar, doch bei Klimaschutzthemen ist er bislang eher als Arbeitsverweigerer aufgefallen.