Milliardär und Revolutionär: Zum Tod von dm-Gründer Götz Werner
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dm-Gründer Götz Werner ist im Alter von 78 Jahren verstorben.
Berlin. Was ist über Götz Werner nicht alles geschrieben worden? Als Wanderprediger, Gutmensch, Anti-Aristokrat und Anthroposoph ist der Unternehmer bezeichnet worden. Als Milliardär und Revolutionär. Oder als schönes Gesicht des Kapitalismus.
Vor allem aber war Götz Werner eines: das Gesicht von dm. „dm ist Werner, und Werner ist dm.“ So hat es einmal ein Unternehmensberater formuliert. Aus dem Nichts schuf Werner die größte deutsche Drogeriekette.
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Der Vater schmiss ihn aus dem Familienbetrieb
Der Weg des Erfolges war nicht unbedingt vorgezeichnet – im Gegenteil. Werner war kein guter Schüler, blieb sitzen, ging nach elf Jahren ab. Er wurde Drogist wie sein Vater, der aber wenig von den geschäftlichen Ideen seines Sohnes hielt und ihn mit 28 Jahren aus dem Familienbetrieb warf. Ein Glücksfall, wie sich später zeigte.
Im Sommer 1973 eröffnete Werner in Karlsruhe seinen ersten Drogeriemarkt (Abkürzung dm), in dem er das Prinzip der damals schon erfolgreichen Discounterkette Aldi adaptierte: Selbstbedienung, große Fläche, stark reduziertes Sortiment. Eine starke Kundenorientierung, die im Vergleich zu Wettbewerbern weniger hierarchische Mitarbeiterführung sowie die frühe Fokussierung auf Bioprodukte und Nachhaltigkeit kamen zum Erfolgsrezept von dm hinzu.
Werner schickte Azubis in Theaterworkshops
Seinen Filialen ließ Werner eine große Eigenständigkeit, deren Leiter konnten nicht nur übers Sortiment und die Dienstpläne, sondern zum Teil auch über die Bezahlung entscheiden. Auszubildende schickte er in Theaterworkshops zur Persönlichkeitsbildung.
Offenbar hat vieles von dem funktioniert, denn als sich der Gründer im Jahr 2010 aus der Geschäftsführung zurückzog und seine Unternehmensanteile in ein gemeinnützige Stiftung einbrachte, hatte dm gerade den ewigen Rivalen Schlecker als größte Drogeriekette Deutschlands überholt. Zwei Jahre später meldete Schlecker Insolvenz an.
Heute beschäftigt dm europaweit mehr als 66.000 Mitarbeiter, hat fast 4000 Märkte und erzielt einen Jahresumsatz von über 12 Milliarden Euro. Unternehmenschef ist seit September 2019 Werners Sohn Christoph.
Götz Werner war ein Visionär, dessen Vorstellungskraft nicht an den Grenzen seines Unternehmens Halt machte. Er wollte nicht nur dm oder den Handel verbessern, ihm ging es um die ganze Gesellschaft. Deutschlandweit bekannt wurde er mit seinem unermüdlichen Einsatz für ein bedingungsloses Grundeinkommen. 1000 Euro für jeden, mit dieser Forderung tingelte er jahrelang durch die Talkshows und veröffentlichte mehrere Bücher zu dem Thema. Werner war überzeugt davon, dass sich Menschen nicht auf die faule Haut legen, nur weil sie über genügend Geld zum Leben verfügen.
In den letzten Jahren musste Werner aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten. „Dass meine Ideen als Unternehmer und Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens fortwirken und zu einer lebenswerten Welt beitragen“, nannte er einmal seinen größten Wunsch.
An Dienstag ist Götz Werner im Alter von 78 Jahren gestorben.