Inflation und Wetterextreme in Spanien: Was das fürs Olivenöl im Supermarkt bedeutet
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Eine Karaffe Olivenöl.
© Quelle: picture alliance / Westend61
Ob für den Salat oder zum Kochen: Aus vielen deutschen Küchen ist Olivenöl nicht mehr wegzudenken. Allerdings müssen Verbraucherinnen und Verbraucher dafür immer tiefer in die Tasche greifen. Nach Angaben des Konsumforschungsinstituts GfK stiegen die Preise für das „flüssige Gold“ des Mittelmeerraums allein in diesem Jahr um mehr als 8 Prozent. Für die Flasche Markenöl im Supermarkt wurden im Schnitt 45 Cent mehr fällig, sagte eine Sprecherin dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Wie bei vielen anderen Lebensmitteln haben auch die Erzeuger von Olivenöl mit gestiegenen Kosten für Energie oder Transport zu kämpfen. Derzeit bereitet aber auch noch eine andere Entwicklung Sorgen. In Teilen Spaniens, dem größten Hersteller von Olivenöl, herrschen bereits jetzt Hitze und Dürre. „Man weiß jetzt schon, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit eine schlechte Ernte geben wird“, sagt Conrad Bölicke von der Olivenöl-Genossenschaft Artefakt. In Andalusien beispielsweise bestehe die Gefahr, dass die Blüten während der Blütezeit vertrocknen. Bereits im vergangenen Jahr habe die Hitze den Oliven zugesetzt. Zum Teil habe es einen Totalausfall der Ernte gegeben, so Bölicke. Die Olivenölernte beginnt im Herbst. Alles, was aktuell verkauft wird, kommt also noch aus früheren Jahren.
Wetterextreme setzen Olivenbauern zu
Bölicke ist für sein Projekt Artefakt mit Olivenbauern in Spanien, Italien, Griechenland und Kroatien in Kontakt. Er ist überzeugt: „Alle zusammen haben das gleiche Problem: Dass der Klimawandel für sie nicht geleugnet werden kann“, so Bölicke. Das sei die größte Herausforderung, um Oliven anzubauen. „Es sind diese Wetteranomalien, die keine kalkulierte Landwirtschaft mehr ermöglichen. Erst ist es viel zu trocken, dann kommt viel zu viel Wasser.“
Hinzu komme, dass sich die Lage für Olivenbauern in den vergangenen Jahren auch wirtschaftlich verschärft habe. Erzeuger seien gezwungen, zu Preisen unterhalb ihrer Produktionskosten zu verkaufen. Die Folge: Immer weniger junge Leute übernehmen die Betriebe, für viele sei der Olivenölanbau nur noch Nebenerwerb. Die finanziell angespannte Lage mache es für viele nicht möglich, beispielsweise in Wasserschutz oder andere Vorkehrungen gegen Extremwetter zu investieren. Bölicke prognostiziert, dass künftig die Qualität sinke, während die Preise tendenziell steigen würden. Das Problem sei aber, dass davon so gut wie nichts bei Erzeugern ankomme.
So stark sind die Preise für Olivenöl gestiegen
Die schon jetzt gestiegenen Preise spüren auch Verbraucherinnen und Verbraucher. Olivenöl werde von mehr als 42 Prozent aller Haushalte in Deutschland gekauft, heißt es vom GfK. Während der Pandemiejahre ging die Nachfrage sogar noch nach oben: Da kaufte fast jeder zweite Haushalt das Öl. Von April 2022 bis April 2023 sei das Niveau aber wieder gesunken, führt die Sprecherin aus. „Spannend ist, dass jüngere Haushalte anteilig deutlich mehr von Ihrem Speiseölbudget für Olivenöl ausgeben als ältere Haushalte“, sagte sie dem RND. Zudem sei zu bedenken, dass der Preisanstieg von 8 Prozent bei Olivenöl im Vergleich zu den fast 20 Prozent Preissteigerung für Speiseöl insgesamt noch moderat sei.
Dieter Oberg von der Informationsgemeinschaft Olivenöl wartet mit Prognosen für die kommende Ernte noch ab. Die Olive habe eine starke Resistenz gegen Dürre, sagt er. „Der Olivenbaum ist die heißen Sommer des Mittelmeers gewohnt“, sagte er dem RND. Zwar sei die vergangene Ernte in Spanien eine der schlechtesten aller Zeiten gewesen. Doch auch vorher habe es schon niedrige Erträge gegeben.
Hinzu komme, dass geringere Ernten auch mitunter durch andere Länder oder Regionen ausgeglichen werden könnten. Beispielsweise kämen dann vielleicht Tunesien oder die Türkei dazu. Er rät Verbraucherinnen und Verbrauchern allerdings ab, Olivenöl aus Sparsamkeitsgründen nun allzu lange zu lagern, ohne es zu verbrauchen. Denn bei Olivenöl bestehe die Gefahr, dass die Qualität leidet.