Existenzsorgen im Mittelstand: Den ersten Supermärkten droht das Aus
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Eine Leuchtreklame weist auf einen Edeka-Markt hin. (Archivfoto)
© Quelle: Federico Gambarini/dpa
Angesichts der aktuell rasant steigenden Energiepreise wachsen in Deutschland nicht nur die Sorgen vor kalten Büros und Wohnungen. Auch das Thema Strom setzt die Menschen zunehmend unter Druck – speziell auch den Mittelstand. Das zeigt nicht zuletzt ein Fall aus Osnabrück. In der niedersächsischen Großstadt haben die Stadtwerke über 1000 Firmen die Verträge gekündigt. Ein Problem, das nun viele der Unternehmerinnern und Unternehmer vor existenzielle Probleme stellt, denn: Ihnen wurden keine Anschlussverträge angeboten. Das sorgt jetzt selbst bei Supermärkten für eine enorme Herausforderung.
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Konkret geht es um fünf Edeka-Filialen, deren Betreiberin Mechthild Möllenkamp der „Wirtschaftswoche“ von ihrer Notsituation berichtet. Auch sie ist von der Kündigungsflut in Osnabrück betroffen, ihre Märkte stehen nach aktuellem Stand im neuen Jahr ohne Strom da. Der Vertrag sei zum Jahreswechsel ohnehin ausgelaufen. Doch im Gegensatz zu den 24 Jahren zuvor gab es dieses Mal kein neues Angebot für einen Anschlussvertrag. „Die Stadtwerke haben gar nichts angeboten, das ist die große Enttäuschung für mich“, wird sie vom Branchenmagazin zitiert.
Stadtwerke Osnabrück: Kalkulierbarkeit von Preisen unmöglich geworden
Findet die Chefin keinen neuen Anbieter, würde sie in die von den Stadtwerken angebotene Grundversorgung rutschen. Drei Monate sei dies möglich – allerdings zu einem Preis von bis zu 80 Cent je Kilowattstunde. Ein Dilemma für Möllenkamp, die im schlimmsten Fall von mehr als einer Million Euro Mehrkosten für ihre fünf Edeka-Filialen ausgeht. Sie macht deutlich: „Wir können nicht einfach mal zwei Monate zumachen, schon gar nicht ohne Strom, dann vergammelt ja alles in unseren Tiefkühltruhen und Kühlhäusern.“
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Die Stadtwerke Osnabrück bestätigen gegenüber dem Branchenmagazin, dass eine „kleinere vierstellige Anzahl“ Geschäftskundinnen und -kunden von den Kündigungen betroffen sei. Grund dafür seien die aktuell stark schwankenden Preise, die es unmöglich machten, neue Verträge anzubieten. „Die Kalkulierbarkeit von Preisen bei stichtagsbezogenen Verträgen ist de facto unmöglich geworden“, heißt es von einem Sprecher.
Müssen Edeka-Märkte schließen?
Der Osnabrücker Fall ist dabei nur eines von vielen Beispielen aktuell. Viele kleinere Versorger beenden Verträge, aber auch große Energieriesen wie Eon kündigen Stromkunden. Ein Betonwerkchef aus dem ostwestfälischen Lintel klagt gegenüber der „Wirtschaftswoche“ über Angebote, deren Preise um das 20-fache höher liegen als aktuell. „Da kann einem angst und bange werden“, wird er zitiert. In Ludwigshafen muss eine Eishalle schließen, weil ein neuer Stromvertrag statt der bisher fälligen 10.000 Euro künftig bis zu 80.000 Euro kosten soll. Der Betreiber eines anderen Edeka-Markts im niedersächsischen Stadthagen rechnet künftig mit einer Stromrechnung in Höhe von einer halben Million Euro – statt bisher 74.000 Euro.
Möllenkamp kann die Schließung ihrer fünf Edeka-Märkte wohl abwenden, sie hat einen neuen Versorger gefunden. Sie muss sich dabei zwar künftig auf einen fünfmal höheren Grundpreis einstellen. Doch damit geht es ihr wohl noch besser als einem Kollegen, der einen Edeka-Markt im Emsland betreibt. In einem kürzlichen Telefonat habe dieser ihr unter Tränen größte Sorgen geäußert, sich nicht mehr mit Energie versorgen zu können. Für die Osnabrücker Unternehmerin steht auch deshalb fest: „Die Preissteigerungen liegen in einem Bereich, den wir nicht finanzieren können.“
RND/jst