Versicherungen

Provinzial-Fusion gerät ins Wackeln

Foto: Arbeitgeber für rund 1000 Menschen im Norden: Standort Kiel der Provinzial Nordwest.

Arbeitgeber für rund 1000 Menschen im Norden: Standort Kiel der Provinzial Nordwest.

Kiel. Die Provinzial Nordwest (Münster/Kiel) konnte ihre Beitragseinnahmen 2018 um 3,4 Prozent auf fast 3,5 Milliarden Euro steigern. Damit wuchs der bundesweit zweitgrößte öffentliche Versicherer kräftiger als das Gros der Konkurrenz. Auch das Konzernergebnis entwickelte sich stark – trotz Niedrigzinsen, Sturmtief „Friederike“ und hoher Kosten für die Digitalisierung des Geschäftes.

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Entstehen soll die zehntgrößte Verischerung Deutschlands 

Gar nicht gut steht es derzeit jedoch um das ganz große strategische Projekt – der angepeilten Verschmelzung von Provinzial Nordwest und der kleineren rheinländischen Provinzial (Düsseldorf) zum zehntgrößten Versicherungskonzern in Deutschland. Die beiden Vorstände arbeiten eng zusammen, aber zwischen den Eignern gibt es erhebliche Spannungen, berichtet der Branchendienst "Versicherungsmonitor".

Gerungen wird um die Bewertung beider Unternehmen

Gerungen wird demnach vor allem um die künftigen Anteile an dem neuen Unternehmen. Beide Versicherer gehören den Sparkassen und Gemeindeverbünden. Während die rheinischen Gemeinden dem Branchendienst zufolge eine Aufteilung der künftigen Anteile von 50 zu 50 durchsetzen wollen, kann man sich in Münster offenbar eher 60 zu 40 oder höchstens 55 zu 45 vorstellen.

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Den Sinn einer Fusion bestreitet kaum jemand

Dass der Zusammenschluss wirtschaftlich sinnvoll sein mag, bestreitet keiner der Eigentümer. Doch die Beharrungstendenzen sind gewaltig, zumal die Ertragslage, insbesondere der Provinzial Nordwest, noch eine ganze Weile erfreuliche Ausschüttungen erwarten lässt. Vor allem bei den beiden mächtigen Landschaftsverbänden Westfalen-Lippe und Rheinland – öffentlich-rechtliche Körperschaften, die Schulen, Kliniken und Kultureinrichtungen für rund 19 Millionen Menschen betreiben – ist die Fusionsneigung schwach ausgeprägt. Ihr Anteil an einem fusionierten Unternehmen würde deutlich schrumpfen – und damit auch ihr Einfluss.

Es geht um 1000 Arbeitsplätze in Kiel

Beide Seiten hatten im Oktober 2018 eine Absichtserklärung unterzeichnet, die Grundlagen der Fusion und den Fahrplan festlegt. Zieldatum ist eine Einigung im Laufe des Jahres, die dann rückwirkend zum 1. Januar 2019 wirksam sein soll. Mehrfach hatte Provinzial-Nordwest-Chef Wolfgang Breuer betont, der Standort Kiel – Sitz der Lebensversicherung sowie des Sachversicherers Provinzial Nord Brandkasse – sei absolut sicher. Gleichwohl dürfte eine Verschmelzung beider Unternehmen an vielen der rund 1000 Arbeitsplätze im Norden nicht spurlos vorübergehen.

Bis zum Sommer soll ein Gutachten vorliegen

Die Konzernleitung in Münster hielt sich auch gestern bedeckt. „Bei der Fusion geht es uns um Sorgfalt vor Schnelligkeit“, betont ein Sprecher. Bis zum Sommer solle das Gutachten über die Werteverhältnisse fertiggestellt sein und werde dann den Anteileignern übergeben.

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Konzernchef sieht sich bestätigt 

Für Konzernchef Breuer sind die jüngsten Zahlen einmal mehr der Beleg dafür, dass das Unternehmen auch solo gut unterwegs ist: „Wir sind sowohl auf der Wachstums- als auch auf der Ertragsseite mit viel Schwung vorangekommen.“ Immerhin kletterte das Konzernergebnis vor Steuern um zehn Prozent auf 156 Millionen Euro. Großereignisse wie den Orkan „Friederike“, der Anfang 2018 in weiten Teilen Europas wütete, könne man „bilanziell abfedern“. Die Provinzial Nord Brandkasse war dagegen von „Friederike“ nicht betroffen und konnte mit 48,4 (26,2) Millionen Euro im vergangenen Jahr das höchste versicherungstechnische Bruttoergebnis in ihrer Unternehmensgeschichte verbuchen.

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