„Die Energieschlacht verloren“: Russlands Öleinnahmen brechen dramatisch ein
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Ein russischer Arbeiter auf dem Ölfeld Jaminskoje in der russischen Teilrepublik Tatarstan.
© Quelle: IMAGO/ITAR-TASS
Nach außen verbreitet Wladimir Putin Zuversicht. „Der Westen hat gegen uns nicht nur eine militärische, informationelle, sondern auch eine wirtschaftliche Front eröffnet. Aber er hat nichts erreicht und wird auch nichts erreichen. Außerdem bestrafen sich die Initiatoren der Sanktionen selbst“, sagte Russlands Präsident Ende Februar in seiner Rede zur Lage der Nation.
Das klang martialisch, kam bei seinen Landsleuten garantiert gut an – hatte aber mit der Realität nichts zu tun. Denn in Wahrheit brechen Russlands Einnahmen, und die bestanden ja stets zu 60 Prozent aus Öl und Gas, dramatisch ein. Was bedeutet, dass die westlichen Sanktionen greifen – und die russische Wirtschaft in eine dramatisch Schieflage bringen.
Gewaltige Preisnachlässe
Zwar habe Russland nach den aktuellen Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) in den vergangenen zwölf Monaten in etwa die gleiche Menge Öl und Ölprodukte verkauft, wie vor dem Krieg – doch gelang das nur aufgrund gewaltiger Abschläge, also quasi zum Dumpingpreis.
Russlands Einnahmen aus Öl- und Ölproduktexporten gingen im Februar auf 11,6 Milliarden US-Dollar zurück, verglichen mit monatlichen Durchschnittswerten von 18,7 und 14,9 Milliarden US-Dollar in den Jahren 2022 und 2021, schätzte die IEA. Das bedeutet, dass das kriegführende Land heute über 40 Prozent weniger Einnahmen aus diesem Rohstoff generiert.
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Die Menge exportierten Öls fiel im Februar 2023 nur leicht auf 7,5 Millionen Barrel pro Tag (bpd) – von einem durchschnittlichen Betrag von 7,7 Millionen bpd im Jahr 2022. Insbesondere Indien und China kaufen russisches Öl mit großen Abschlägen, weil die traditionellen Abnehmer im Westen zunehmend wegfallen.
Ein Loch im Haushalt von 32,3 Milliarden Euro
Und der Einbruch der Einnahmen zeigt Folgen: Für 2023 droht ein noch größeres Haushaltsloch als ohnehin befürchtet. Der russische Staatshaushalt weise nach den Monaten Januar und Februar bereits ein Defizit von 2,581 Billionen Rubel (32,3 Milliarden Euro) auf, teilte das Finanzministerium der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge mit.
Das sind schon jetzt fast 90 Prozent des für das Gesamtjahr eingeplanten Defizits von 2,925 Billionen Rubel (36,6 Milliarden Euro). Im Vorjahreszeitraum hatte Russland noch einen Überschuss von 415 Milliarden Rubel (5,2 Milliarden Euro) erzielt.
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„Wenige Dinge bereiten mir so viel Freude wie den Zusammenbruch der russischen Steuereinnahmen auf Öl zu beobachten. Der Westen unterschätzt chronisch seine Karten. Wir könnten die G7-Preisobergrenze auf 30 Dollar senken und Russland in eine Finanzkrise stürzen“, twitterte Robin Brooks, Chefökonom der Bankenorganisation Institute of International Finance (IIF).
Preisdeckel für russisches Öl bei 60 Dollar
Hintergrund: Am Montagmorgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 85,33 US-Dollar. Allerdings haben die westlichen Industriestaaten wegen des von Kreml geführten Angriffskriegs gegen die Ukraine einen Preisdeckel für russisches Rohöl und inzwischen auch für Ölprodukte aus Russland verhängt – derzeit liegt er bei etwa 57 Euro (60 Dollar).
Öl der russischen Marke Urals wird daher mit einem deutlichen Abschlag gehandelt. Im Schnitt wird Moskau Medienberichten zufolge sein Urals-Öl nur zu einem Preis von etwa 50 Dollar pro Barrel los.
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Ein Öltanker in der Ostsee mit russischem Öl an Bord - allerdings vor Inkrafttreten der Sanktionen Anfang Dezember.
© Quelle: Frank Molter/dpa
IEA-Chef Fatih Birol hatte bereits Anfang März gesagt, er sehe die Energiemacht Russland nachhaltig geschwächt: „Russland hat die Energieschlacht verloren.“ Die aktuellen Zahlen bestätigen ihn.
Daran ändert auch nicht, dass Russland laut CNN mithilfe einer gewaltigen Schattenflotte, die bis zu 600, teils schrottreife Schiffe umfassen soll, das Ölembargo zu umgehen sucht.
Mit Material von dpa und AP