Sporthersteller Puma muss ausverkaufte Italien-Trikots per Flugzeug einfliegen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/TBM3LC6YTVAYDB43AUFOCQSZ74.jpg)
Ist im Puma-Trikot Fußball-Europameister geworden: der Kapitän der italienischen Mannschaft, Giorgio Chiellini (rechts).
© Quelle: imago images/ULMER Pressebildagentur
München. Der Norweger Karsten Warholm hat in Puma-Schuhen den 29 Jahre alten Weltrekord über 400 Meter Hürden gebrochen, was den Norweger Björn Gulden besonders freut. Denn der ist Chef der Sportartikelmarke mit der springenden Wildkatze, die auch den neuen Fußball-Europameister Italien ausgerüstet hat und nun bei den Trikots der Tifosi ausverkauft ist. Dazu hat das Geschäft allgemein zuletzt stark angezogen. Die Umsätze im zweiten Quartal haben sich auf 1,6 Milliarden Euro verdoppelt. Aus knapp 100 Millionen Euro Verlust im Vergleichsquartal 2020 sind nun 50 Millionen Euro Gewinn geworden.
Geschlossene Fabriken in Vietnam: 15 Prozent Beschaffungsvolumen gefährdet
Aber rundum glücklich ist Gulden dennoch nicht. Das liegt auch, aber nicht nur, an der global weiterhin grassierenden Pandemie. So sind in Südvietnam seit elf Tagen wegen steigender Corona-Infektionen alle Fabriken geschlossen, aus denen Puma Ware bezieht. Die stehen immerhin für 15 Prozent des gesamten Beschaffungsvolumens, betont Gulden. Man versuche nun, die Produktion auf andere Fabriken in Asien zu verteilen. Wie schnell das klappt, ist offen. Schnell werden die südvietnamesischen Fabriken wohl nicht öffnen, fürchtet der Puma-Chef.
Zweites Beschaffungsproblem ist eine hartnäckige Containerknappheit in Asien und eine nicht minder hinderliche Überlastung dortiger Exporthäfen. Trikots der italienischen Fußballnationalelf lässt Puma deshalb nun mit dem Flugzeug nach Europa fliegen. Aber auch die Luftfrachtkapazitäten sind derzeit rar. „Die Nachfrage ist größer als der Nachschub“, beschreibt Gulden die Lage.
China ruft zum Boykott westlicher Firmen auf
Genau anders herum ist es im Schlüsselmarkt China. Dort hat der Staat zu einem Boykott gegen westliche Firmen aufgerufen, weil sie es gewagt haben, gegen Zwangsarbeit bei der Baumwollproduktion in der chinesischen Xinjiang-Provinz Stellung zu beziehen. Dort werden Uiguren millionenfach in Gefängnissen umerzogen.
Auch Puma hat der politisch orchestrierte Zorn getroffen. Um 5 Prozent sind die China-Umsätze im zweiten Quartal gesunken, stellt Gulden klar. Wie lange der Boykott noch dauert, der auch als Warnung an andere in China aktive Industrien des Westens zu verstehen ist, kann er nicht sagen.
Pandemiefolge: „Immer mehr Menschen kaufen sich Laufschuhe“
Aber der Aufschwung im Rest der Welt ist groß genug, um für eine Korrektur der Jahresprognose nach oben zu sorgen. Um minimal ein Fünftel statt wie bisher geplant um 15 Prozent sollen die Puma-Umsätze 2021 nun steigen und damit rund 6,6 Milliarden Euro erreichen.
Zum Vergleich: Im Jahr vor der Pandemie 2019 waren es 5,5 Milliarden Euro. „Immer mehr Menschen kaufen sich Laufschuhe“, erklärt Gulden den Aufschwung, der ein branchenweiter ist und der durch die Pandemie noch verstärkt wurde. Denn vor die Haustür gehen und laufen war zeitweise eine der wenigen sportlichen Betätigungen, die in Corona-Zeiten möglich waren.
In Deutschland hat das Geschäft mit Laufschuhen und zugehöriger Bekleidung nach Angaben der Konsumforschungsgruppe npd 2020 um fast ein Fünftel zugelegt. Allein Laufschuhe aller Marken wurden für rund 700 Millionen Euro gekauft. Vor allem auch dieser Laufboom lässt Gulden nun eine positive Gewinnprognose für 2021 wagen. Die hatte er sich bisher verkniffen.
Zwischen 400 und 500 Millionen Euro soll der operative Gewinn vor Steuern und Zinsen am Ende des Jahres liegen und damit gut doppelt so hoch wie die 209 Millionen Euro des Vorjahres. Voraussetzung ist, dass die Lage in China und bei der Beschaffung nicht eskaliert.