Streaming und Pay-TV

Keine Preiserhöhung bei Sky, RTL & Co. geplant: Kommt dafür bald Werbung?

Verschiedene Streamingdienste, darunter Magenta TV, DAZN, Youtube, Disney+, Netflix, Prime Video, Sky Ticket, Apple TV, Joyn und Twitch, sind auf dem Display eines Smartphones zu sehen.

Verschiedene Streamingdienste, darunter Magenta TV, DAZN, Youtube, Disney+, Netflix, Prime Video, Sky Ticket, Apple TV, Joyn und Twitch, sind auf dem Display eines Smartphones zu sehen.

München. Medienkonsum über einen Bildschirm war in den vergangenen Corona-Jahren ein großer Krisengewinner. Nun kommen der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und anhaltend hohe Inflation dazu. Aber auch die werden ihre Branche nicht bremsen, glaubt Nicole Agudo. „Der Medienkonsum von Menschen wächst in Zeiten wie diesen, um sich vom Alltag zurückziehen zu können“, glaubt die Pay-TV- und Streamingexpertin, die bei der TV-Gruppe Pro Sieben Sat.1 arbeitet. So sehen das auch Kollegen und Kolleginnen der konkurrierenden RTL-Gruppe oder des Bezahlsenders Sky, die im Branchenverband Vaunet organisiert sind. Dessen Geschäftsführer Frank Giersberg wird für das laufende Jahr konkret.

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„Wir prognostizieren für 2022 insgesamt rund 9 Prozent Umsatzwachstum auf in Deutschland erstmals über 5 Milliarden Euro“, kündigt er bei einem Onlinetreffen führender Vaunet-Mitglieder an. Steigende Preise habe man dabei nicht einkalkuliert. Von RTL über Pro Sieben Sat.1 bis Sky und darüber hinaus kündigt jedenfalls niemand, auf eine entsprechende Frage hin, anstehende Preiserhöhungen für Streaming- oder Pay-TV-Abos an.

Netflix verlor fast eine Million Kunden – im abgelaufenen Quartal

Die seien eine der günstigsten Unterhaltungsmöglichkeiten, sagt Hannes Heyelmann als Deutschland-Chef des US-Medienriesen Warner Discovery. Zudem sei der Wettbewerbsdruck hoch, attestiert Giersberg. Kurzfristig müssen Pay-TV- oder Streamingkunden im Gegensatz zu anderen Bereichen des Lebens keine höheren Preise fürchten, heißt das. Aber auch in der zuletzt erfolgsverwöhnten Branche wachsen die Bäume nicht mehr in den Himmel, wie die Entwicklung von Streamingpionier Netflix zeigt. Der hat im abgelaufenen Quartal weltweit fast eine Million Kunden verloren. Das war zwar nur die Hälfte dessen, was im Vorfeld befürchtet worden war, weil die Erfolgsserie „Stranger Things“ noch einmal Schlimmeres verhindert hat.

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 The following text was translated automatically ILLUSTRATIVE - A telephone and television with the Disney Plus steaming service. The media and entertainment company has launched the video-on-demand service and is therefore competing with Netflix and Apple TV . Photo: Rob Engelaar / Hollandse Hoogte PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xHollandsexHoogtex/xRobxEngelaarx x201938195x

Jetzt wird abkassiert: Das Ende des Streaming-Schlaraffenlandes naht

Die Goldgräberstimmung auf dem Streamingmarkt ist verflogen: Netflix verliert Abonnenten, die Preise steigen, das Murren der Kunden wird lauter. Und jetzt wollen Disney+ und Netflix sogar Werbung zeigen. Welche Streamingdienste werden am Ende überleben?

Aber klar ist auch, dass werbefreies Streaming in Reinkultur nicht nur bei Netflix ein Auslaufmodell ist. „Es zeichnet sich ein neuer Trend ab“, stellt Agudo klar und meint damit Streaming mit dort lange verpönter Werbung. Branchenkollegen unterstreichen das. Bei Streamingdiensten wird es künftig vermehrt Billigvarianten mit Werbung geben, weil für die werbefreien Edelversionen das Geld in Zeiten hoher Inflation und anhaltender Krisen dann vielleicht doch nicht mehr so locker sitzt.

Ein Markt mit zwei Geschwindigkeiten

Der Vorteil für die Anbieter ist, dass sie gegenüber Konsumenten und Konsumentinnen nicht an der Preisschraube drehen müssen, aber per Werbung trotzdem für mehr Erlös sorgen können. Wer dagegen die neuesten Staffeln seiner Lieblingsserien sofort sehen will, muss oft nicht nur ein Abo dafür bezahlen, weil längst nicht alles überall läuft. Zudem zerfällt der Markt recht klar in zwei Hälften mit unterschiedlichen Wachstumsraten.

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Auf der einen Seite sind etablierte Anbieter, die wie Pro Sieben Sat.1 oder RTL aus dem traditionellen Fernsehen oder wie Sky aus dem linearen Pay-TV kommen, aber heute alle auch Streamingangebote haben. Auf der anderen Seite stehen reine Streamingdienste wie Netflix, Apple und Co. Auf Letztere ist 2021 in Deutschland mit 2,5 Milliarden Euro erstmals mehr Umsatz entfallen als auf die traditionellen Häuser mit 2,2 Milliarden Euro, wo das Geschäft kaum noch wächst. Insgesamt lag das Branchenplus voriges Jahr bei gut 13 Prozent und in der Summe 4,7 Milliarden Euro.

Die Trends halten wohl an. Für 2022 sagt Vaunet für Streamingdienste in Deutschland weiter starkes Wachstum auf 2,8 Milliarden Euro voraus, bei den Angeboten von Sky, RTL und Co mit 2,3 Milliarden Euro fast Stagnation. „Für uns ist es zweitrangig, ob Live-TV oder Streaming, Hauptsache die Gesamtnutzung steigt“, sagt Agudo unverdrossen auch im Namen ihrer Konkurrenten. Immerhin habe der Oktober 2021 mit 22,6 Millionen Pay-TV-Zuschauenden in Deutschland einen neuen Reichweitenrekord gebracht. Auch der dürfte demnächst aber von den Streamingportalen geknackt werden.

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