Tui einigt sich mit Boeing auf Schadenersatz für 737-Max-Flugverbot
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Ein TUI-Flugzeug startet vom Flughafen Palma: TUI hat sich mit Boeing auf ein umfangreiches Paket von Maßnahmen verständigt, mit dem die Folgen des Ausfalls des Mittelstreckenflugzeuges 737 MAX ausgeglichen werden.
© Quelle: Clara Margais/dpa
Hannover. Der weltgrößte Reisekonzern Tui hat sich nach dem Flugverbot für den Mittelstreckenjet 737 Max mit dem Flugzeugbauer Boeing auf einen Ausgleich für den entstandenen Schaden geeinigt. Ein Großteil der Belastung werde in den nächsten zwei Jahren ausgeglichen, teilte Tui am Mittwoch in Hannover mit.
Der Deal erleichtert es dem in der Corona-Krise angeschlagenen Touristikkonzern zudem, seine Flotte zu verkleinern. So verständigte sich Tui mit Boeing unter anderem darauf, bestellte Flugzeuge erst später abzunehmen: “In den kommenden zwei Jahren werden weniger als die Hälfte der ursprünglich vorgesehenen Flugzeuge ausgeliefert.”
77 Maschinen bestellt
Der Konzern hat insgesamt 77 Exemplare der 737 Max bestellt und 16 bereits erhalten, von denen 15 bereits in Betrieb waren. Seit März 2019 stehen sie allerdings am Boden. Denn nach dem Absturz zweier Jets des Typs bei den Gesellschaften Lion Air und Ethiopian Airlines mit insgesamt 346 Toten hatten Behörden weltweit Flugverbote verhängt. Eine Wiederzulassung steht noch immer aus. Seit Januar hat Boeing die Produktion des Jets gestoppt und will sie nun langsam wieder anlaufen lassen.
Die Corona-Krise trifft Tui schwer. Wegen des monatelangen Reisestopps hat der Konzern einen staatlichen Milliardenkredit erhalten. Das Sommergeschäft kann nur langsam und verspätet anlaufen. Zudem erschweren die nach wie vor vorhandenen Reisebeschränkungen und die Auflagen das Geschäft. Die Erholung der Branche dürfte Jahre in Anspruch nehmen.
Das Boeing-Geld kommt zur rechten Zeit
Das Geld von Boeing und die geringeren Zahlungsverpflichtungen für neue Flugzeuge kommen Tui daher zupass. Die Vereinbarung umfasse eine Kompensation, die einen erheblichen Teil des Schadens abdecke, schrieb Tui. Hinzu kämen Guthaben für künftige Flugzeugbestellungen bei Boeing. Zu den finanziellen Details hätten die Unternehmen Vertraulichkeit vereinbart. Mit ihren fünf Airlines in Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Belgien, den Niederlanden und Schweden ist Tui einer der größten europäischen Kunden von Boeing für die 737-Familie.
Tui hatte wegen des Flugverbots für die 737-Max-Jets und die gestoppten Auslieferungen im vergangenen Jahr im großen Stil teure Ersatzflugzeuge mieten müssen, die zudem teils deutlich mehr Treibstoff verbrauchten. Allein im Geschäftsjahr 2018/2019 bezifferte Tui die Belastung durch das 737-Max-Desaster auf 293 Millionen Euro. Für das laufende Geschäftsjahr hatte der Vorstand vor der Corona-Krise mit einem noch höheren Schaden gerechnet.
RND/dpa