Baustart für Batteriefabrik

VW und die Elektromission: Angriff auf Tesla aus Salzgitter

Frank Blome (von links nach rechts), VW Center of Excellence Batteriezelle, Daniela Cavallo, Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende der Volkswagen AG, Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), eine VW-Mitarbeiterin, Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, und Thomas Schmall, Konzernvorstand Technik der Volkswagen AG, stecken bei einer Veranstaltung zum Baustart der Volkswagen-Batteriezellfabrik für E-Fahrzeuge in Salzgitter symbolisch eine Batteriezelle in eine Vorrichtung. Der Standort des bestehenden Motorenwerks soll um eine eigene Zellproduktion erweitert werden.

Frank Blome (von links nach rechts), VW Center of Excellence Batteriezelle, Daniela Cavallo, Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende der Volkswagen AG, Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), eine VW-Mitarbeiterin, Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, und Thomas Schmall, Konzernvorstand Technik der Volkswagen AG, stecken bei einer Veranstaltung zum Baustart der Volkswagen-Batteriezellfabrik für E-Fahrzeuge in Salzgitter symbolisch eine Batteriezelle in eine Vorrichtung. Der Standort des bestehenden Motorenwerks soll um eine eigene Zellproduktion erweitert werden.

Salzgitter. Der VW-Konzern will aus der Batterie für Elektroautos ein Milliardengeschäft machen. Entwicklung und Bau von Akkus seien eine wichtige Säule der Elektrostrategie, sagte VW-Chef Herbert Diess beim Baubeginn für die erste konzerneigene Batteriezellfabrik in Salzgitter. Dort sitzt auch die Zentrale des neuen Unternehmens Power Co, das mit einer eigenen Führungsmannschaft die ganze Kette vom Rohstoffeinkauf bis zum Recycling abdecken soll.

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Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nannte Power Co „eins der interessantesten Start-ups in Deutschland in diesem Jahrzehnt“, die Belegschaft feierte die Nachricht in einer Versammlung mit Standing Ovations.

Volkswagen-Mitarbeiter nehmen anlässlich des Baustarts der Volkswagen-Batteriezellfabrik für E-Fahrzeuge in Salzgitter an einer Mitarbeiterversammlung teil.

Volkswagen-Mitarbeiter nehmen anlässlich des Baustarts der Volkswagen-Batteriezellfabrik für E-Fahrzeuge in Salzgitter an einer Mitarbeiterversammlung teil.

„Mission Salz Giga“ hat der Konzern das Projekt getauft, in Anlehnung an die Gigafactories des Konkurrenten Tesla – und vielleicht auch an die „Mission Impossible“-Filme. Denn die Ziele sind extrem ehrgeizig: Ende des Jahrzehnts soll das neue Unternehmen rund 20.000 Menschen beschäftigen und 20 Milliarden Euro Umsatz machen. Bis dahin werden rund 20 Milliarden Euro investiert, denn europaweit soll ein halbes Dutzend Fabriken entstehen. Im nächsten Schritt sind auch Standorte in Nordamerika geplant. VW werde den „Wettbewerb mit den größten Zelllieferanten der Welt“ aufnehmen, sagte VW-Technikvorstand Thomas Schmall.

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In der Umstellung auf E-Mobilität wird sich der Bedarf für Batterien innerhalb weniger Jahre vervielfachen. Viele Experten fürchten Versorgungsengpässe, denn bisher gibt es nur wenige Spezialisten auf diesem Gebiet. Wenn die Fabrik in Salzgitter eines Tages mit voller Auslastung läuft, soll sie jährlich Zellen mit einer Gesamtkapazität von 40 Gigawattstunden bauen – ausreichend für eine halbe Million Autos. Dabei soll ausschließlich Ökostrom genutzt werden.

Bisher ist in Deutschland noch keine große Zellfabrik für die Autoindustrie am Netz, aber mehrere werden geplant oder schon gebaut. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach von einem „guten Tag für die Automobilindustrie in Deutschland und Europa“ und lobte den Aufbruch in eine „nachhaltige und klimaschonende Zukunft der Mobilität“.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spricht bei einer Veranstaltung zum Baustart der Volkswagen-Batteriezellfabrik für E-Fahrzeuge in Salzgitter.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spricht bei einer Veranstaltung zum Baustart der Volkswagen-Batteriezellfabrik für E-Fahrzeuge in Salzgitter.

Weil, der als Vertreter des Großaktionärs Niedersachsen auch im VW-Aufsichtsrat sitzt, sagte: „Nirgendwo anders in Deutschland kann man die Transformation der Automobilindustrie so hautnah erleben wie in Salzgitter.“ In den vergangenen Jahrzehnten wurden dort 63 Millionen Verbrennungsmotoren gebaut, jetzt läuft die schrittweise Umstellung. „Hier entstehen die Arbeitsplätze der Zukunft“, sagte Weil.

Produktion startet 2025

Vorerst sind es allerdings nur 1000 Jobs, mit dem Hochlauf der Produktion sollen es dann rund 5000 werden. Unterm Strich wird das keinen Zuwachs bedeuten, denn parallel schrumpft die Fertigung der Verbrennungsmotoren. Auf einer Fläche von rund 30 Fußballfeldern entsteht nun die neue Fabrik neben dem alten Motorenwerk. In einem Jahr sollen die ersten Anlagen aufgestellt werden, 2025 wird die Produktion starten.

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Danach soll es Jahr für Jahr weitergehen. Der Start der nächsten Fabrik im spanischen Valencia ist für 2026 beschlossen, noch vier werden folgen, darunter auch eine weitere in Deutschland. Alle sollen nach dem Salzgitter-Muster gebaut werden und die sogenannte Einheitszelle produzieren, mit der VW rund 80 Prozent seiner Elektroautos ausstatten will. Die eigene einheitliche Zelle werde die Produktionskosten drastisch senken, sagte Schmall.

So allein, wie es in Salzgitter wirkte, schafft der Konzern das allerdings nicht. In der Startphase war das schwedische Start-up Northvolt beteiligt, an dem sich VW auch beteiligt hat. Die Kooperation mit den Schweden konzentriert sich nun allerdings auf andere Projekte, der Partner für Salzgitter kommt aus China: Der Batteriespezialist Gotion, an dem sich VW ebenfalls beteiligt hat, liefert maßgebliche Technologie für die Einheitszelle und stellt den Entwicklungschef.

Thomas Schmall ist der Konzernvorstand Technik der Volkswagen AG.

Thomas Schmall ist der Konzernvorstand Technik der Volkswagen AG.

Auch für die nächsten Schritte werden noch Partner gesucht. „Wir werden das nicht aus eigener Kraft stemmen können, dafür brauchen wir Partner“, sagte Schmall in einer Belegschaftsversammlung. Ins Detail ging er nicht, aber gesucht sind offenbar vor allem Kapitalpartner, die bei der Finanzierung der Investitionen helfen. Die PowerCo sei von vornherein „kapitalmarktfähig aufgestellt“, sagte deren Chef Frank Blome. Er kann für sein Unternehmen also Anleihen begeben oder einen Börsengang planen.

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Das Projekt in Salzgitter wird nach Schmalls Worten ohne die einschlägigen milliardenschweren Subventionsprogramme gestemmt, die EU-Kommission und Bundesregierung aufgelegt haben. Das Verfahren hätte zu viel Zeit gekostet, sagte der VW-Vorstand. Er machte allerdings auch klar, dass bei den weiteren Neubauten auch in Europa Staatshilfen maßgeblich für die Standortentscheidung sein werden.

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Gesteuert wird der künftige Teilkonzern von Salzgitter aus – zur Freude des Betriebsrats. Dessen Vorsitzende Daniela Cavallo zitierte den früheren Vorstandschef Matthias Müller, der auf Forderungen der Arbeitnehmer nach einer eigenen Batteriezellproduktion gesagt habe: „So einen Blödsinn machen wir ganz sicher nicht.“ Später wurden wegen der niedrigeren Energiekosten Standorte in Osteuropa favorisiert. Sechs Jahre später sagte Müllers Nachfolger Diess in Salzgitter: „Dies ist ein historischer Tag für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie.“

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