Rekordergebnis trotz Krisen

VW verdient mehr als vor Corona: Autobauer zahlt höchste Dividende der Firmengeschichte aus

Ein neuer Volkswagen Golf 8 schwebt an einer Produktionslinie im VW Werk.

Wegen Teilemangels werden in Wolfsburg nur gut halb so viele Autos gebaut wie sonst.

Während die Autokonzerne heftig den Chipmangel beklagen, können sie mit dessen Folgen bisher gut leben. Nach Mercedes-Benz und BMW hat auch Volkswagen Rekordergebnisse für das vergangene Jahr gemeldet. Und in diesem Jahr sollen sie weiter steigen. Die Aktionäre werden deshalb – ebenfalls wie bei Mercedes und BMW – die höchste Dividende der Firmengeschichte bekommen.

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Der Konzern habe im vergangenen Jahr seine Robustheit bewiesen, teilte VW nach einer Aufsichtsratssitzung mit. „Während der vergangenen zwei Jahre haben wir gelernt, besser mit den Auswirkungen von Krisen auf unser Unternehmen umzugehen“, wird Finanzchef Arno Antlitz darin zitiert. Denn die Bedingungen waren erneut schwierig.

Nachdem 2020 die Verkäufe bereits wegen Corona geschrumpft waren, gingen sie im vergangenen Jahr wegen des Chipmangels um weitere 4,5 Prozent auf 8,9 Millionen Autos zurück – gegenüber elf Millionen zu besten Zeiten. Das Wolfsburger Stammwerk war nur rund zur Hälfte ausgelastet, und viel besser wird es in den nächsten Monaten nicht werden.

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Lieferzeiten bleiben lang

„Infolge der strukturellen Unterversorgung mit Halbleitern wird das Geschäftsjahr 2022 weiterhin durch Lieferengpässe belastet sein“, heißt es in der Mitteilung. In der zweiten Jahreshälfte werde sich die Lage voraussichtlich etwas verbessern. Viele Modelle auch anderer Hersteller haben im Moment Lieferzeiten von einem Jahr und mehr, zum Teil werden keine Bestellungen mehr angenommen.

Doch Knappheit treibt den Preis, und das haben die Hersteller im vergangenen Jahr für sich genutzt. Von früheren Rabattschlachten ist wenig zu spüren, die Autos werden zum Listenpreis verkauft. Gleichzeitig werden die knappen Chips konzernintern den gewinnträchtigen Modellen zugeteilt.

Der Porsche Taycan ist der gelungene Versuch, Sportlichkeit und E-Vernunft zu vereinen.

Die teuren Porsche werden bevorzugt mit Teilen versorgt.

VW sichert also im Zweifel die Produktion eines teuren Porsche statt eines VW Polo. Auch die neuen Elektromodelle werden bevorzugt bedient. Details zum vergangenen Jahr will der Konzern am Dienstag mitteilen, doch die wichtigsten Gewinnbringer dürften Porsche, Audi und die Finanztochter VW Financial Services gewesen sein.

Haupttreiber der gesteigerten Umsatzqualität waren Verbesserungen bei Produktmix und Preisgestaltung.

VW-Mitteilung

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So werden im Schnitt erheblich teurere Autos verkauft, und trotz der mageren Absatzzahlen kommt mehr Geld ins Haus. Oder in den Worten von VW: „Haupttreiber der gesteigerten Umsatzqualität waren Verbesserungen bei Produktmix und Preisgestaltung.“ Der Konzernumsatz stieg im vergangenen Jahr um 12 Prozent auf 250 Milliarden Euro und hat damit nahezu den Wert von 2019 wieder erreicht, dem letzten Jahr vor Corona. Der Nettogewinn kletterte um 75 Prozent auf 15,4 Milliarden Euro und übertraf damit sogar das Ergebnis von 2019.

In diesem Jahr soll der Absatz wieder wachsen

In diesem Jahr will VW den Abwärtstrend bei den Verkäufen wieder drehen und das Ergebnis noch einmal steigern. Um 5 bis 10 Prozent soll die Stückzahl zunehmen, damit kämen wieder zehn Millionen Autos in Reichweite. Der Umsatz soll stärker wachsen, nämlich um 8 bis 13 Prozent. Es wäre also das nächste Rekordergebnis in Sicht – wenn nicht der Krieg in der Ukraine oder ein Aufflammen der Pandemie einen Strich durch die Rechnung machen.

Für sehr groß hält man die Gefahr in Wolfsburg offenbar nicht, denn der Konzern traut sich eine drastische Erhöhung der Dividende zu – und es wäre extrem unangenehm, sie eines Tages wieder kürzen zu müssen. VW hat hier etwas nachzuholen, nachdem die Dividende wegen Corona drei Jahre lang unverändert geblieben ist. Für die Geschäftsjahre 2018 bis 2020 wurden 4,80 Euro je Stammaktie und 4,86 Euro je Vorzugsaktie gezahlt.

Sprung bei der Dividende

Für das Jahr 2021 gibt es nun 7,50 Euro je Stamm‑ und 7,56 Euro je Vorzugsaktie. Die Genehmigung durch die Hauptversammlung im Frühjahr ist eine Formsache. Der Unterschied zwischen den beiden Aktienformen: Die Stämme haben ein Stimmrecht in der Hauptversammlung. Mehr als die Hälfte gehört den Familien Porsche und Piëch, weitere Großaktionäre sind das Land Niedersachsen und das Emirat Katar. Die Vorzüge haben kein Stimmrecht, dafür werden ihre Besitzer mit der höheren Dividende getröstet. Diese Aktien sind breit an der Börse gestreut und werden im Dax notiert.

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