Wirecard-Prozess: übergroße Erwartung
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Der früheren Wirecard-Vorstandschef Markus Braun (Mitte) steht zum Prozessauftakt an der Anklagebank zwischen seinen Anwälten Alfred Dierlamm (links) und Nico Werning (rechts) im Gerichtssaal. Verhandelt wird in einem unterirdischen Sitzungssaal neben der JVA München-Stadelheim. Knapp zweieinhalb Jahre nach dem Kollaps des Wirecard-Konzerns hat am Donnerstag der Strafprozess im mutmaßlich größten Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte begonnen.
© Quelle: Peter Kneffel/dpa
Berlin. Schon zu Beginn sind die Erwartungen, die auf dem Wirecard-Prozess lasten, riesig. Eine der spektakulärsten Pleiten in der deutschen Wirtschaftsgeschichte soll das Münchner Landgericht aufarbeiten. Es soll Antworten auf die Frage liefern, wie sich Aktionärinnen, Aktionäre, Banken und Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfer derart täuschen lassen konnten. Und ganz nebenbei soll es auch noch die ramponierte Ehre der Münchner Justiz wiederherstellen. Es waren ja ausgerechnet die Ermittlungsbehörden in der bayerischen Landeshauptstadt, die Vorwürfe gegen Wirecard erst nicht ernst genug genommen hatten, und dann auch noch gegen die Kritikerinnen und Kritiker ermittelten.
Das alles könnte ein bisschen viel sein. Trotzdem ist es gut, dass der Mammutprozess nun endlich startet, selbst wenn mit dem schillernden Jan Marsalek einer der mutmaßlichen Drahtzieher nach wie vor auf der Flucht ist.
Keine finanzielle Gerechtigkeit für Geschädigte
Fürs Erste richten sich alle Augen auf den Hauptangeklagten Braun. Eine Alleintäterschaft des einstigen Börsenlieblings ist zwar nahezu auszuschließen, Mitleid muss man mit ihm dennoch keines haben. Braun war entweder grenzenlos dumm oder grenzenlos kriminell, womöglich sogar beides.
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Jahrhundertbetrug bei Wirecard: die Mutter aller Wirtschaftsprozesse
Am Donnerstag beginnt das Hauptverfahren im Fall Wirecard, einem der größten Betrugsskandale der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Nicht nur der Verhandlungsort Stadelheim ist historisch, auch die Ausmaße des Verfahrens sind gigantisch. Allein die Ermittlungsakte ist 700 Ordner dick.
Tausende Anlegerinnen und Anleger haben ihr Vermögen verloren, 5000 Beschäftigte ihre Jobs. Persönliche Gerechtigkeit werden all diese Geschädigten kaum erfahren – denn das dafür notwendige Kapital ist bekanntlich verschwunden. Aber eine kleine Genugtuung dürfte es schon sein, dass die Verantwortlichen für den Jahrhundertskandal nun zur Rechenschaft gezogen werden. Darum geht es in einem Rechtsstaat. Und der muss jetzt in Ruhe seine Arbeit machen dürfen.