In diesen Badeseen und Flüssen kann man noch unbesorgt schwimmen gehen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/BJNAO2QRBNEIBBJTSUXE34QFGU.jpeg)
Badegäste stehen im Badesee Birkwitz in Sachsen auf einer Badeinsel.
© Quelle: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbil
Kopenhagen. Die Sonne und die warmen Temperaturen laden wieder zum Baden ein. Die einen zieht es dafür ins chlorhaltige Schwimmbad, die anderen bevorzugen eher öffentliche Badeseen. Doch wie steht es bei Letzteren um die Wasserqualität? Kann man ohne Sorge in natürlichen Gewässern schwimmen gehen? Die Europäische Umweltagentur EEA hat einen neuen Badegewässerbericht veröffentlicht – mit erfreulichen Ergebnissen.
1. Wie gut ist die Wasserqualität in deutschen Badegewässern?
Deutsche Badestellen weisen fast allesamt eine ausgezeichnete Wasserqualität auf, wie aus dem Report der EEA hervorgeht. Demnach überzeugten 90,4 Prozent der in 2021 analysierten Gewässer in der Bundesrepublik mit exzellenten Wasserbedingungen. Nur 14 der rund 2291 Badestellen wurden als mangelhaft eingestuft. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren es elf gewesen.
Unter den als mangelhaft bewerteten Gewässern befanden sich unter anderem der Sunthauser See in Bad Dürrheim (Baden-Württemberg), das Freibad Miersdorf in Zeuthen (Brandenburg), der Mainparksee in Mainaschaff im Landkreis Aschaffenburg (Bayern), der Naturbadestrand Glöwitzer Bucht in Barth (Mecklenburg-Vorpommern), der Nordseestrand Wremen im Landkreis Cuxhaven (Niedersachsen) und die Badestelle an der Elbe bei Brokdorf (Schleswig-Holstein).
2. Was bedeutet eine mangelhafte Wasserqualität?
Eine mangelhafte Wasserqualität bedeutet, dass in den entsprechenden Gewässern eine hohe Konzentration an Fäkalbakterien wie intestinale Enterokokken und Escherichia coli nachgewiesen werden konnte. Wie hoch die Bakterienkonzentration ist, entscheidet darüber, ob ein Badesee eine „ausgezeichnete“ oder nur „mangelhafte“ Wasserqualität hat.
Um die Belastung der Gewässer durch die Krankheitserreger zu bewerten, haben Forschende Wasserproben genommen und im Labor untersucht. Während der Badesaison finden diese Kontrollen regelmäßig mindestens einmal im Monat durch die zuständigen Länderbehörden statt, wie das Umweltbundesamt auf seiner Internetseite schreibt.
3. Wie gelangen die Bakterien in die Badegewässer?
Fäkalbakterien wie intestinale Enterokokken und Escherichia coli stammen vor allem von Abwässern und aus der Landwirtschaft.
Starkregen kann Flüsse beispielsweise in echte Keimschleudern verwandeln: Stehen mit Gülle übersäte landwirtschaftliche Flächen unter Wasser, kann es passieren, dass der Dünger in die Gewässer gespült wird. Genauso ist es möglich, dass starker Regen das Abwassersystem überflutet und unzureichend geklärtes Abwasser in die Flüsse gelangt. Zudem können Wasservögel wie Enten und Gänse die Gewässer mit Bakterien verschmutzen, wenn sie ins Wasser koten.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/MV7IXME36QSIGYTCZXNFWR4MFA.jpg)
Wasservögel wie Enten koten beim Schwimmen und geben dabei Bakterien ans Wasser ab.
© Quelle: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/ZB
In einigen Badegewässern konnten Forschende bei früheren Untersuchungen zudem eine geringe Konzentration antibiotikaresistenter Keime nachweisen. Ihr Ursprung ist der gleiche wie bei den Fäkalbakterien.
4. Wie gefährlich sind diese Krankheitserreger?
Escherichia coli und intestinale Enterokokken sind sogenannte Indikatorkeime. Sie sind ein brauchbarer Anzeiger für fäkale Verunreinigungen in Gewässern, mit dem bloßen Auge aber nicht erkennbar. Andererseits können sie verschiedene Erkrankungen hervorrufen.
Der Keim Escherichia coli ist Bestandteil der Darmflora des Menschen und kommt auch im Darm von Vögeln und anderen warmblütigen Säugetieren vor. Er gilt als Verursacher für bakterielle Harnwegsinfektionen und Magen-Darm-Erkrankungen wie starker Durchfall, der unbehandelt teilweise sogar lebensbedrohlich sein kann.
Auch intestinale Enterokokken sind menschliche Darmbakterien. Sie können in der Umwelt in der Regel länger überdauern als Escherichia coli, sorgen aber für ähnliche Beschwerden – darunter Wundinfektionen, Harnwegsinfektionen und Herzklappenentzündungen. Wie gefährlich beide Bakterienarten für den Menschen sind, hängt unter anderem von der Konzentration ab, in der sie in den Gewässern vorhanden sind.
5. Kann man in mangelhaften Gewässern trotzdem baden? Und was sollte man dabei beachten?
Gewässer mit einer mangelhaften Wasserqualität sollten Schwimmerinnen und Schwimmer grundsätzlich meiden. Denn dort ist das Risiko, sich mit krankmachenden Keimen zu infizieren, besonders hoch. Die EEA schreibt hierzu in ihrem Bericht: „Badegewässer, die als mangelhaft eingestuft werden, müssen während der gesamten folgenden Badesaison geschlossen werden und es müssen Maßnahmen zur Verringerung der Verschmutzung und zur Beseitigung von Gefahren für die Gesundheit der Badenden ergriffen werden.“ Ein Badeverbot wird erst dann aufgehoben, wenn sich die Wasserqualität deutlich gebessert hat.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/KUDC3EGGPMMIZHA5M6TK5YU6OY.jpg)
Vor dem Baden in fremden Gewässern sollte man auf Badeverbots- oder Hinweisschilder wie hier wegen eines Blaualgenteppichs achten.
© Quelle: Julian Stratenschulte/dpa
Ein allgemeiner Tipp zum Baden in natürlichen Gewässern: möglichst wenig Wasser verschlucken. So kann verhindert werden, dass die Bakterien über den Mund in der Körper gelangen. Vorsicht ist auch bei offenen Wunden und Hauterkrankungen geboten. Mit diesen sollte man am besten nicht ins Wasser gehen, da sie eine Eintrittspforte für Keime darstellen.
6. Wie gut ist die Badewasserqualität in anderen EU-Ländern?
Die in Kopenhagen ansässige EEA analysierte für den Badegewässerbericht Daten zu 21.859 Badestellen in Europa. Mit dabei sind Gewässer in den 27 EU-Mitgliedsstaaten, Albanien und der Schweiz. Insgesamt stufte die Umweltagentur im Jahr 2021 rund 85 Prozent der europäischen Badegebiete als exzellent ein. An knapp 95 Prozent der Standorte wurden die EU-Mindeststandards für die Wasserqualität eingehalten. Im Jahr zuvor waren es nur rund 83 beziehungsweise 93 Prozent.
Europaweit liegen Deutschlands Seen, Flüsse und Küstengewässer nach wie vor im oberen Mittelfeld. Die Spitzenpositionen belegten hierbei Österreich mit rund 98 Prozent an Badestellen mit exzellenter Wasserqualität, gefolgt von Malta, Griechenland und Kroatien. Die Schlusslichter waren Polen, die Slowakei und Ungarn.
Dem Bericht zufolge ging der Anteil der Badegewässer von schlechter Qualität seit 2013 zurück. Im Jahr 2021 machten schlechte Badegewässer lediglich 1,5 Prozent aller Badegewässer in der EU aus – im Jahr 2013 waren es noch 2 Prozent gewesen.
7. Wieso ist die Wasserqualität in den vergangenen Jahren immer besser geworden?
Am 24. März 2006 ist die novellierte Badegewässerrichtlinie in Kraft getreten. Darin sind konkrete, einzuhaltende Grenzwerte für ausgezeichnete, gute und ausreichende hygienische Qualität für Badegewässer festgelegt. Angewendet wird die Richtlinie seit 2008 in Deutschland. Sie sieht zudem vor, dass die zuständigen Länderbehörden für jedes Badegewässer regelmäßig ein Badegewässerprofil erstellen müssen. Dieses soll Verschmutzungsquellen aufzeigen, um Gesundheitsgefahren frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Die diesjährigen Ergebnisse seien ein Beweis dafür, dass über 40 Jahre EU-Maßnahmen zur Verbesserung der Badegewässerqualität in ganz Europa sowohl unserer Gesundheit als auch der Umwelt zugutegekommen seien, erklärte der EEA-Exekutivdirektor, Hans Bruyninckx. „Der EU-Aktionsplan ‚Zero Pollution‘ und die Überarbeitung der EU-Badegewässerrichtlinie werden unser Engagement für die Vermeidung und Verringerung der Umweltverschmutzung in den kommenden Jahrzehnten weiter festigen.“
Aktuell prüft die EU-Kommission, ob die Badegewässerrichtlinie noch geeignet ist oder ob sie aktualisiert und um neue Parameter ergänzt werden muss. Die EEA sieht auch die Wasserrahmenrichtlinie und die Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser als Grund dafür an, warum sich die Wasserqualität der Gewässer, insbesondere in städtischen Gebieten, verbessert hat. Es gibt aber auch noch Probleme, auf die die Umweltagentur in ihrem Bericht hinweist.
So kommt es am Badesee zu tödlichen Unfällen – und so helfen Sie im Ernstfall
Beim Baden in unbewachten Gewässern kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen. Eine bestimmte Gruppe ist dabei besonders gefährdet.
© Quelle: dpa
8. Welche Probleme gibt es noch?
Die EEA listet gleich sechs wichtige anhaltende Probleme auf. Das sind:
- „Verschmutzungen, die aus flussaufwärts gelegenen Gebieten entlang der Flüsse in die Städte gelangen“;
- überlaufende städtische Kanalisationen bei starkem Regen;
- Wasser, das auf befestigten städtischen Gebieten abfließt;
- „verstopfte Ufer“;
- zu enge Flussbetten;
- mangelhafte Ufervegetation.
„Diese Probleme werden durch den Klimawandel und die Veränderung der Lebensräume oft noch verschärft, wenn ein ‚Cocktail‘ aus mehreren Stressfaktoren auftritt“, heißt es im neuen Badegewässerbericht. „Viele städtische Gewässer in ganz Europa sind aufgrund zu hoher Schadstoffwerte, die die öffentliche Gesundheit gefährden, nach wie vor zum Baden ungeeignet.“
RND mit Material der dpa
Laden Sie sich jetzt hier kostenfrei unsere neue RND-App für Android und iOS herunter