Aberglaube: Deshalb soll man zwischen den Jahren keine Wäsche waschen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/DL3KUP7WYBG2XLQ63RPHWS575I.jpg)
Wäsche zwischen den Jahren aufhängen ist keine gute Idee – sagt zumindest der Volksglaube.
© Quelle: Unsplash/Dmitry Arslanov
Zwischen den Jahren Wäsche zu waschen, darauf verzichten so einige Menschen. Ein Großteil hat sicherlich schlichtweg keine Lust, zwischen den Feiertagen Klamotten in die Trommel zu stopfen, aufzuhängen und zu falten. Schließlich ist die letzte Woche des Jahres doch die Zeit der Besinnung, der Entspannung und der Völlerei.
Doch wenn zu viele Shirts und Hosen mit Soßenklecksen und Puddingflecken übersät sind, kommt man nicht drumherum: Die Waschmaschine muss laufen. Allerdings hat das zwischen den Jahren unangenehme Konsequenzen, besagt der Aberglaube.
Flattern zwischen den Weihnachtstagen und Neujahr die Laken draußen auf der Leine, könne etwas Schlimmes passieren – etwa der Tod eines Angehörigen. Denn in den Nächten in besagter Zeit sollen die Seelen Verstorbener und Dämonen umherschwirren. In der im Wind wehenden Wäsche verfangen sie sich und bringen mit den Laken Unheil ins Haus.
Dunkle Rauhnächte
Die Tage von Weihnachten bis zum 6. Januar sind nicht nur als „Zeit zwischen den Jahren“, sondern auch als Rauhnächte bekannt. Die Zeitspanne rühre daher, dass der 6. Januar einmal der Weihnachtstermin gewesen sei und Weihnachten wiederum der Jahresbeginn, erklärt Manfred Becker-Huberti gegenüber dem Domradio. „Da dieser Termin indes um zwölf Tage verlegt worden war, gab es ein Loch im Kalender, und Löcher im Kalender bedeuten immer, dass die Gefahr besteht, dass Fremdes eindringen kann“, sagt der Brauchtumsforscher.
Außerdem ist der Aberglaube rund um die Rauhnächte in einer Zeit entstanden, als es noch kein elektrisches Licht gab. „Die Dunkelheit wurde viel gravierender erlebt“, sagt Dagmar Hänel, Leiterin der Abteilung Volkskunde am Bonner LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, dem WDR.
Eine andere Variante dieses Volksglaubens mutet noch ein bisschen makaberer an. Nach dieser klauen Geister die Laken, um sie bald darauf als Leichentücher für ein momentan noch quicklebendiges Familienmitglied zu benutzen. Besonders bevorzugen würden sie weiße Tücher.
Wäsche waschen war früher mühsam
Doch wer weiß: Vielleicht hat sich auch einst eine gewitzte Hausfrau den Aberglauben rund um das Waschverbot zwischen den Jahren ausgedacht, um ein paar Tage Pause zu rechtfertigen. Denn Hosen und Shirts zu säubern war früher eine zeitaufwendige und kraftraubende Arbeit. Als Hilfsmittel wie Waschbrett, mechanische Waschmaschinen oder Mangel noch nicht erfunden waren, dauerte sie tagelang. Vor Beginn des 19. Jahrhunderts wurde deshalb in manchen Haushalten die Wäsche nur zwei- bis viermal im Jahr gewaschen, berichtet das Unternehmen Bosch, das unter anderem Haushaltsgeräte herstellt.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen erste elektrische Waschmaschinen auf den Markt – aber noch nicht für den Hausgebrauch. Erst Ende der 1930er-Jahre statteten immer mehr Menschen ihre Häuser mit Waschmaschinen aus. Denn mittlerweile hatte sich einerseits die Technologie verbessert und andererseits waren die Geräte nun erschwinglicher.
Wie man die Geister austrickst
Wie auch immer der Aberglaube letztlich entstanden ist: Noch immer halten sich einige Menschen daran. „Traditionen sitzen tief und fest und sie verbinden. Traditionen sind ja etwas, das man lebt und das auch eine Gegend prägen kann“, erklärt Brauchtumsforscher Becker-Huberti. Andererseits würden sich Bräuche auch verändern, sagt Volkskundlerin Hänel: „Sie haben immer etwas mit der aktuellen Lage einer Gesellschaft zu tun.“
Wer also auf Nummer sicher gehen möchte und weder böse Geister in seinem Wäscheschrank einquartieren will noch Laken an kleptomanische Gespenster abtreten möchte, sollte die Dreckwäsche bis zum 6. Januar nicht anrühren – oder einen Trockner benutzen. Denn dass Geister auch den befallen, darüber ist bis jetzt nichts bekannt.