Debatte um Heizpilze: Darum sind die Wärmespender mancherorts verboten
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Klimasünder: Heizpilze vor Lokalen sind in einigen deutschen Städten und Kommunen verboten.
© Quelle: picture alliance / dpa
In der kalten Jahreszeit greifen Gastwirte gerne zu Heizpilzen, um ihre Kunden auch bei niedrigen Temperaturen auf die Außenflächen zu locken. Doch wegen ihres hohen Energieverbrauchs gelten Heizstrahler als klimaschädlich. In vielen Städten und Kommunen, darunter Stuttgart, Hannover und Berlin, sind die wärmenden Strahler daher verboten. Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga fordert nun eine Ausnahmeregelung für die kommenden Monate. Durch den Einsatz solcher Wärmestrahler sollen Gastwirte in Corona-Zeiten die Möglichkeit haben, ihre Außenbereiche länger zu bewirten und so auch die Abstandsregelungen besser umzusetzen. An der frischen Luft ist das Risiko einer Ansteckung zudem geringer als in geschlossenen Räumen.
Warum sind Heizpilze verboten?
Aus Klimaschutzgründen sind Heizstrahler in einigen Städten und Kommunen verboten. “Sowohl mit Propangas betriebene als auch elektrische Terrassenheizstrahler verursachen einen hohen CO₂-Ausstoß. Vor allem vergeudet das Beheizen von Außenflächen Energie, deren Wert uns gerade heute immer bewusster wird”, heißt es in einem Hintergrundpapier des Umweltbundesamtes. Wie der Umweltverband BUND angibt, könne ein Heizpilz in einer Saison so viel CO₂ ausstoßen wie ein Kleinwagen in einem Jahr. In Berlin etwa sind Heizpilze auf öffentlichem Grund vor Lokalen seit 2009 in mehreren Bezirken verboten. Laut der dortigen Senatsverwaltung stößt ein Heizstrahler in der Stunde zwischen zwei bis 3,5 Kilogramm CO₂ aus.
Gasbetriebene und elektrische Heizstrahler – wo liegt der Unterschied?
Mit Gas betriebene Heizstrahler erhitzen mit einem Gasbrenner ein gelochtes Blech als Reflektor, welches Infrarotstrahlung abgibt. Die Gasflamme – meist wird Propangas verwendet – erwärmt dann die nähere Umgebung. Sie haben meistens die typische Heizpilzform. Im Gegensatz zu elektronischen Strahlern erreichen sie eine Leistung von bis zu 14.000 Watt. Elektroheizer kommen hingegen nur auf bis zu 4000 Watt. Als Vorteil gegenüber elektrischen Geräten sind Gasstrahler zudem mobil einsetzbar und ihr Standort kann mit wenigen Handgriffen verändert werden.
Elektrische Heizstrahler haben einen geringeren Energieverbrauch als Gasheizpilze. Zudem gelten sie als sicherer und können daher auch in geschlossenen Räumen verwendet werden. In ihnen sind in der Regel Leuchtmittel verbaut, die Infrarotstrahlung erzeugen. Anders als bei Gasstrahlern wird die Umgebung nur schwach erhitzt, die Wärme wird generiert, sobald die Strahlung auf eine Oberfläche trifft. Elektrische Strahler benötigen eine Verbindung zum Stromnetz und sind daher weniger flexibel einsetzbar.
Wie das Umweltbundesamt in dem Hintergrundpapier zu Heizstrahlern schreibt, sind beide Modelle etwa gleich CO₂-intensiv. Dies liegt an der energieaufwendigen Stromerzeugung in Deutschland. “Jeder Mensch, der seinen persönlichen Anteil an der Verantwortung gegenüber dem Klima und damit auch gegenüber nachfolgenden Generationen wahrzunehmen bereit ist, sollte eine derartige Energieverschwendung vermeiden”, heißt es in dem Bericht. Gastwirte würden zudem zusätzliche Kosten vermeiden.
Heizstrahler: Das sagen Umweltschützer
Die Forderung des Dehoga, den Einsatz von Heizstrahlern in den kommenden Monaten wieder zu erlauben, stößt bei Umweltschützern auf Kritik. “Wenn Gastronomen fordern, die Saison durch Heizpilze auszudehnen, klingt das so, als würden die Küstenregionen verlangen, mit Tauchsiedern die Badesaison an Nord- und Ostsee zu verlängern”, sagte Lisa Göldner von Greenpeace dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Die BUND-Energieexpertin Irmela Colaço bezeichnete Heizpilze als “Klimasauerei”. Eine “Heizung, die auf der Straße steht und die Luft beheizt, ist der ineffizienteste Einsatz von Energie”, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Stattdessen sollten sich Gäste, die draußen sitzen wollen, eine Decke umlegen. “Man sollte nicht damit anfangen, die Einhaltung etablierter Umweltstandards quasi an die Kassenlage zu koppeln”, sagte zudem der tourismuspolitische Sprecher der Grünen, Markus Tressel, dem RND.