Fällen fürs Fest: Wie passt der Weihnachtsbaum zum Klimawandel?
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Ein Mann trägt einen Tannenbaum.
© Quelle: Andreas Arnold/dpa
Hannover. Die Tradition des Weihnachtsbaums geht weit zurück auf heidnische Bräuche. Schon früh wurden von den Germanen immergrüne Pflanzen im Winter in ihre Häuser gehängt, um böse Geister fernzuhalten. Wie sieht es aber in der heutigen Zeit aus? Ist der klassische Weihnachtsbaum in Zeiten des Klimawandels noch vertretbar? Gibt es Alternativen? Wie sollte er nach Weihnachten entsorgt werden?
Von Natur aus gut fürs Klima
Generell ist der Weihnachtsbaum kein Klimasünder. Im Gegenteil: Weihnachtsbäume werden zumeist nicht im Wald geschlagen, sondern wachsen in eigens dafür angelegten Tannenbaumkulturen.
Es vergehen bis zu zwölf Jahre, bis ein stattlicher Weihnachtsbaum aus der jungen Pflanze entstanden ist - je nachdem, welche Größe fürs heimische Wohnzimmer bevorzugt wird. In diesen zwölf Jahren nimmt der Weihnachtsbaum natürlich auch schädliches CO₂ aus der Umgebungsluft auf und produziert dabei Sauerstoff.
Monokulturen und Unkrautvernichtungsmittel
Die Tannenbaumkulturen befinden sich zumeist außerhalb der großen Städte auf dem Land oder in angrenzenden ländlicheren Randgebieten. Allerdings haben die meisten Menschen große Ansprüche an ihren Weihnachtsbaum: Dicht und gleichmäßig gewachsen soll er sein, damit die Kerzen auch gerade auf den Zweigen stehen und die Weihnachtskugeln gleichmäßig im Baum verteilt werden können.
Das liefert die Natur aber nicht von allein, sondern Mensch und Technik müssen nachhelfen. Dies geschieht oftmals mit Dünger, Unkrautvernichtungsmittel und Schädlingsbekämpfungsmittel. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen schreibt dazu in einer Richtlinie: "Im Rahmen des Integrierten Pflanzenschutzes ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erst nach Ausnutzung aller anderen pflanzenbaulichen, biologischen und mechanischen Möglichkeiten das letzte Mittel und auf das nötiger Maß zu beschränken."
Wer nur auf natürliche Weise angebaute Weihnachtsbäume in sein Wohnzimmer stellen möchte, sollte darauf achten, dass das EU-Biosiegel, das Qualitätszeichen von Bioland oder sogar das FSC-Zertifikat an den Bäumen angebracht sind. Hierbei handelt es sich dann um ökologisch bewirtschaftete Baumkulturen, bei denen auf oben genannte Mittel verzichtet wird. Solche Weihnachtsbäume können beim Waldbauern, dem Biohof oder auf dem Markt gekauft werden.
Lange Transportwege und Wiederverwertung
Viele Weihnachtsbäume, die im Discounter oder in den großen Warenhäusern angeboten werden, kommen nicht aus der Region oder auch nicht aus Deutschland. Diese günstigeren Bäume kommen oft aus Dänemark oder den dort angrenzenden nordischen Ländern. Hier kommen natürlich wieder lange Transportwege und somit auch ein großer CO₂-Ausstoß hinzu, der das Klima weiter belastet. Laut dem Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger gibt es aber eine steigende Nachfrage der Verbraucher nach regionalen Bäumen.
Den einmal gekauften Weihnachtsbaum nach den Festtagen im eigenen Garten einzupflanzen, um ihn dann einfach im nächsten Jahr wieder ins Wohnzimmer zu holen, ist oft keine praktikable Idee: Die wenigsten Tannen überstehen das ständige Ein- und Auspflanzen sowie den Temperaturunterschied von der warmen Stube zum kalten Gartenboden.
Zudem ist das Wurzelwerk der Tannen, die mit Ballen ausgeliefert werden, oftmals so arg gestutzt, dass ein erneutes Einpflanzen und Anwachsen so gut wie unmöglich ist.
Bäume mit Schmuckresten werden zu Restmüll
Somit müssen die meisten Weihnachtsbäume, sobald sie ihren Dienst verrichtet haben, entsorgt werden. Dies ist bei einigen Menschen bereits am 28. Dezember der Fall. In der Regel wird der Weihnachtsbaum traditionell jedoch erst am 6. Januar, zu Epiphanias beziehungsweise zum Fest der Heiligen Drei Könige, zur Entsorgung gebracht.
Wenn man ihn nicht selbst im Garten schreddern und kompostieren kann, kann der Baum zu einem örtlichen Sammelpunkt gebracht werden. Von dort aus werden die Bäume zumeist in Biomassekraftwerke verfrachtet, dort verwertet und zu Strom und Fernwärme aufbereitet.
Laut dem Hauptverband der Deutschen Holzindustrie wurden 2018 29,8 Millionen Weihnachtsbäume gekauft. Um zu vermeiden, dass diese nur zu Restmüll werden, sollte auf Glitzer- und Schneespray sowie Lametta aus Kunststoff oder Alu verzichtet werden, dann ist der Baum gut kompostierbar.
RND/hmo