Insektensterben: Was, wenn in Zukunft Seifenblasen Obstblüten bestäuben?
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Japanische Wissenschaftler wollen Obstblüten mithilfe von Pollen in Seifenblasen bestäuben.
© Quelle: Eijiro Miyako
Japanische Wissenschaftler haben Obstblüten mithilfe von Pollen in Seifenblasen bestäubt. Die Forscher nutzten dazu Drohnen und machten die Blasen durch chemische Zusätze so stabil, dass der Wind der Rotoren die Blasen nicht zum Platzen bringt. Eijiro Miyako und Xi Yang vom Japan Advanced Institute of Science and Technology in Nomi begründen ihre Forschung in der Fachzeitschrift “iScience” mit der weltweit rückläufigen Zahl bestäubender Insekten.
Keimungsrate wird mit Gelatine verbessert
“Es klingt ein wenig nach Fantasie, aber die funktionelle Seifenblase ermöglicht eine effektive Bestäubung und stellt sicher, dass die Qualität der Früchte die gleiche ist wie bei der herkömmlichen Handbestäubung”, wird Miyako in einer Mitteilung der Zeitschrift zitiert. Nachdem bei früheren Bestäubungsversuchen mit Minidrohnen oft Blüten zerstört worden waren, kam der Forscher beim Seifenblasenmachen mit seinem Sohn auf die Idee der ungewöhnlichen Methode.
Um die Blasen stabiler zu machen, testeten Miyako und Yang verschiedene Tenside – also Stoffe, die die Oberflächenspannung verändern. Zudem stellten sie fest, dass ein pH-Wert von 7 die Bestäubungsfunktion der Pollen am besten erhält. Auch kleine Mengen von Bor, Kalzium, Magnesium und Kalium fördern die Pollenkeimung. Gelatine verbesserte die Keimungsrate zusätzlich, ebenso wie der Stoff HPMV (Hydroxypropylmethylcellulose), der gleichzeitig die Wände der Seifenblasen stabiler macht.
Die Pollen zum Bestäuben befinden sich in der Seifenlösung. Beim Blasenmachen haften sie sowohl innerhalb als auch außerhalb der Blase an deren Wand. Beim Auftreffen auf den Stempel einer Blüte platzt die Blase. Die Pollen gelangen in die Narbe, und bald darauf beginnt der Pollenschlauch zu wachsen – die Voraussetzung für die Befruchtung.
Bestäubungserfolg ähnelt der Handbestäubung
Bei Versuchen mit der Nashi-Birne (Pyrus pyrifolia) reichten zwei bis drei Seifenblasen mit Pollen aus, um Blüten erfolgreich zu bestäuben. Bei weiteren Versuchen ermittelten die Forscher die Mengen an Pollen, die für eine Bestäubung mit verschiedenen Methoden notwendig sind: Bei Handbestäubung sind es 1747 Milligramm, bei Handspray mit Pollenlösung 3,2 Milligramm und bei Seifenblasen 0,06 Milligramm.
Nachdem sie die richtige Mischung bei der Pollen-Seifen-Lösung gefunden hatten, setzten die Forscher sie bei Versuchen mit einer Drohne ein. An der Drohne befestigten sie eine Maschine, die bis zu 5000 Blasen pro Minute erzeugen kann. Die Keimungsrate war am größten, wenn die Drohne nicht schneller als zwei Meter pro Sekunde flog. Dann war der Bestäubungserfolg mit 95 Prozent ebenso groß wie bei der Handbestäubung.
RND/dpa