Mehr Plastikmüll in Privathaushalten durch Corona-Krise

In Zeiten von Corona hinterlassen deutsche Haushalte mehr Kunststoffabfälle als sonst (Symbolbild).

In Zeiten von Corona hinterlassen deutsche Haushalte mehr Kunststoffabfälle als sonst (Symbolbild).

Köln. Mit den Hygieneregeln in der Corona-Krise wird auch wieder mehr Plastik genutzt – etwa als Schutzscheibe im Supermarkt oder Verpackung für Essen. Das macht sich auch beim Müll bemerkbar. Ob in Gesichtsmasken, Einmalhandschuhen oder als Verpackung für Essen to go – in der Corona-Krise scheint der Kunststoff ein Comeback zu haben. In der gelben Tonne von Privathaushalten landen seit März etwa zehn Prozent mehr Verpackungsabfälle, wie das in Köln sitzende Recyclingunternehmen Der Grüne Punkt mitteilt. Auch wenn im Gewerbebereich weniger Müll angefallen sei, habe der Kunststoffmüll damit insgesamt zugenommen. Für Frankfurt etwa verzeichnete die städtische Müllentsorgung FES in den Monaten März und April insgesamt 2608 Tonnen Verpackungsabfall – etwa elf Prozent mehr als in den Vorjahresmonaten.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wie aus der jüngsten Abfallbilanz des Statistischen Bundesamtes hervorgeht, gab es beim Verpackungsmüll aus Privathaushalten zuletzt einen Abwärtstrend: Im Vergleich zu 2015 sank das Abfallaufkommen in diesem Bereich in den Jahren 2016 und 2017.

Empfehlungen zur umweltfreundlichen Umsetzung der Corona-Regeln für Betriebe gibt es von Regierungsseite nicht, wie ein Sprecher des Umweltministeriums sagt. Die im Kreislaufwirtschaftsgesetz verankerte Abfallhierarchie gelte aber uneingeschränkt und unabhängig von der aktuellen Situation. Sprich: „Auf die Vermeidung von unnötigem Abfall ist zuvorderst zu achten“. Gegenstände, die nur einmal oder für kurze Zeit benutzt werden, sollten nach Möglichkeit vermieden werden. „Wenn sie aber notwendig sind, ist Kunststoff oft das umweltverträglichste Material.“ So sei eine Plastikfolie ressourcenschonender und energieeffizienter als eine Schutzscheibe aus Glas.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Für den Bereich der Gastronomie fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) aber deutlichere Vorgaben von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD). Sie solle eine verbindliche Quote für wiederverwendbares Geschirr festlegen. „Mehrwegbecher und -Essensboxen aufgrund hygienischer Bedenken während der Corona-Pandemie pauschal abzulehnen, ist nicht nachvollziehbar“, sagt Thomas Fischer, Leiter für Kreiswirtschaft bei der DUH. Die Corona-Krise dürfe nicht zur Müllkrise werden, heißt es von dem Verband.

Der Grüne Punkt verlangt zudem eine gezielte Förderung des Recycelns. „Der extrem niedrige Ölpreis und die Folgen der Corona-Pandemie gefährden massiv alle Erfolge und Bemühungen, Plastik zu recyceln und im Kreislauf zu führen“, sagt Geschäftsführer Michael Wiener.

Doch in der Corona-Krise steigt nicht nur der Plastik- und Verpackungsmüll. Auch beim privaten Bio-, Glas- und Restmüll hat die Frankfurter Müllentsorgung eine Zunahme festgestellt. Laut dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) berichten mehrere Entsorger von einer Zunahme des Hausmülls allgemein, in der Hauptstadt stieg er etwa um acht Prozent.

Ob mit weiteren Lockerungsmaßnahmen das Müllaufkommen wieder zurückgeht, bleibt abzuwarten. Eine Sprecherin des VKU sagt hierzu: „Sollte es weiterhin eine größere Nachfrage nach (Plastik-) Einmalprodukten geben, steigen damit auch die Müllmengen.“ Grundsätzlich würden in den Sommermonaten aber mehr Abfälle im öffentlichen Raum anfallen. Ein Anstieg in den kommenden Wochen wäre also nicht unbedingt auf die Corona-Krise zurückzuführen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Auf das gesamte Jahr gesehen vermutet die Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft einen mäßigen Anstieg des Müllaufkommens in Privathaushalten wegen der Corona-Krise – und dafür bis zu zehn Prozent weniger Abfälle im Gewerbebereich. „Die Gründe für diese Verlagerung liegen auf der Hand“, heißt es vom VKU. Viele Menschen seien zu Hause geblieben, Restaurants und Kantinen waren geschlossen.

RND/dpa

Mehr aus Wissen regional

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken