Mut zum Neuanfang: So werden Sie wieder beziehungsfähig
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Auf zu neuen Abenteuern: Wer zuvor in einer Chaosbeziehung gefangen war, hat häufig Probleme, sich auf eine nächste Liebe einzulassen. Der Blick nach vorn hilft.
© Quelle: SolStock/iStockphoto
Viele von meinen Klienten in der Paartherapiepraxis und viele von den Zuschauern meiner Youtube-Videos hatten in ihrem Leben bereits extrem komplizierte Beziehungen. Oder die Beziehungen nahmen zum Beispiel durch Fremdgehen eine Wendung, die sie überhaupt nicht vorhergesehen haben. Dabei ist es eine Sache, wenn eine solche Beziehung über ein paar Monate ging. Eine andere Sache ist es, wenn man solch eine Achterbahn über Jahre hatte.
Achterbahn der Gefühle kann süchtig machen
Vielleicht haben die Betroffenen immer wieder auf eine Änderung gehofft, häufig gibt es in solchen Beziehungen eine Trennung und Wiedervereinigung nach der anderen. Manchmal werden die Beteiligten sogar regelrecht abhängig vom Drama. Schaut man dann genauer hin, erkennt man: Hier liegt eine Abhängigkeit von der eigenen Körperchemie vor, die einen wilden Cocktail von Stress- und Bindungshormonen liefert. Wenn solch eine Beziehung endlich vorbei ist, tritt erstmals eine Art Erleichterung ein – die Betroffenen sind dann regelrecht froh, einem Beziehungs-Albtraum entronnen zu sein. Am Ende einer schwierigen Beziehung sind die Beteiligten enorm müde und erschöpft, denn tatsächlich muss sich der ganze Körper von dieser Achterbahn der Gefühle erholen.
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Christian Hemschemeier ist Paartherapeut in Hamburg und Experte in Sachen Dating, Partnerschaft und Liebe.
© Quelle: Privat/Patan
An dieser Stelle soll es heute allerdings nicht um die extrem wilden Beziehungen gehen, sondern um das, was passieren kann, wenn man wieder in „normalere“ Beziehungs-Fahrwasser gerät. Häufig tröstet man sich mit dem Gedanken: „Ich bin jetzt raus, so viel wird die Chaos-Beziehung schon nicht in mir angerichtet haben, außer mir eine Lektion zu erteilen." Doch der Schein trügt: Der wirkliche Schaden zeigt sich erst in der neuen Beziehung.
Neue Liebe reißt alte Wunden wieder auf
Unter anderem folgende Punkte können auftreten, sobald man sich in eine neue Beziehung stürzt:
Vertrauen fällt schwer
Es fällt Ihnen schwer, wieder jemandem zu vertrauen, auch wenn Sie sich sehr darum bemühen – und Ihr neuer Partner keinerlei Anzeichen zeigt, dass er nicht vertrauenswürdig wäre. Sie „warten“ womöglich im Stillen darauf, wann der neue Partner „sein wahres Gesicht“ zeigt.
Wutausbrüche sind keine Seltenheit
Ihr Nervensystem ist scheinbar noch überreizt, Sie haben eine „kürzere Lunte“ als sonst. Wenn Sie an Ihre vorherige Beziehung denken, geraten Sie schnell in Zorn. Ohnmachtsgefühle oder auch Resignation stellen sich ein.
Obsessives Nachdenken über die Vergangenheit
Auch wenn Sie nicht mehr darüber nachdenken wollen, spielen Sie doch immer wieder Situationen aus der vorherigen Beziehung durch, um das Unverständliche verstehbar zu machen. Ohne Erfolg allerdings.
Mauern aus Angst vor neuen Verletzungen
Sie haben das Gefühl, Sie möchten Ihr Herz schützen und halten den neuen Partner immer ein bisschen auf Sicherheitsabstand. Zusätzlich regeln Sie womöglich die eigenen Verliebtheitsgefühle herunter. Ihr Partner fühlt sich dabei wie auf einem Testlauf.
Zweifel sind an der Tagesordnung
Sie zweifeln daran, ob Sie überhaupt wieder so offen sind, wie Sie dachten und denken darüber nach, wie beziehungsfähig Sie gerade sind. Interessanterweise tauchen diese Punkte gerade dann wieder auf, wenn man sich neu binden will.
Alles in allem denken die meisten, die „Wunden“ im Herzen wären schon längst wieder gut verheilt. Aber sich neu zu verlieben macht eben auch wieder neu verwundbar. Erst dann spürt man, wo es noch hakt. Außerdem wird der schmerzende Liebeschip erst beim Neubeginn einer Liebe wieder richtig aktiviert.
Die Lösung lautet: Auf in ein neues Kapitel!
Wie geht man nun damit um? Zunächst einmal gilt: Es ist vielleicht alles nicht so schlimm, wie gedacht. Das Herz darf mit einem kompatibleren Partner weiter heilen. Natürlich ist die Situation für einen neuen Partner nicht ganz einfach – daher sollte die Betroffenen versuchen, es mit Vorsichtsmaßnahmen und Schutzmauern nicht zu übertreiben. Liebe bedeutet, sich immer wieder neu ins Abenteuer zu stürzen. Zuviel Vorsicht ist nicht gut für einen Neustart.
Sie sollten die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen, selbst wenn Sie nicht alles verstehen. Es ist essentiell, vergangene Kapitel abzuschließen. Schauen Sie vertrauensvoll nach vorne und geben Sie dem Neuen eine faire Chance. Haben Sie Vertrauen, dass Sie in einer sicheren Beziehung Ihre Schutzmauern nach und nach fallen lassen können. Reden Sie gegebenenfalls mit dem neuen Partner über Ihre Themen, aber machen Sie ihn nicht zu Ihrem Therapeuten.
Der Autor und seine Kurse sind zu erreichen über www.liebeschip.de. Sein Buch „Der Liebesode“ (Luther-Verlag, 256 Seiten, 16.95 Euro) ist 2019 im Handel erschienen.