Richtig füttern: So helfen Sie Vögeln

Ein Rotkehlchen steht auf einem Ast in einem Garten an einer Fütterungsstelle.

Ein Rotkehlchen steht auf einem Ast in einem Garten an einer Fütterungsstelle.

Hannover. Füttern oder nicht füttern? Das fragen sich in winterlichen Tagen viele Vogelliebhaber. Für den Ornithologen und ehemaligen Direktor der Vogelwarte Radolfzell am Max-Planck-Institut, Professor Peter Berthold, ist die Antwort klar: „Ganzjähriges Füttern ist eine moralische Pflicht.“ Im Interview spricht der Experte über Fressvorlieben der Vögel, das ideale Futterhäuschen und darüber, wie sich der Klimawandel auf die hiesige Vogelpopulation auswirkt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wie lange kommen Vögel ohne Futter aus?

Vögel verheizen pro Nacht rund zehn Prozent ihres Körpergewichts. Die Körpertemperatur kann locker schon mal 43 Grad Celsius betragen. Wenn ein Vogel einen Tag gar nichts frisst und leer brennt, werden schon Teile der eigenen Organe abgebaut.

Wann sollte ich also mit dem Füttern beginnen?

Meine Maxime ist immer: Füttern Sie das ganze Jahr. Und sogar: lieber im Sommer als im Winter.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wieso ist die Sommerfütterung so wichtig?

Durch Monokulturen auf den Feldern, Bebauung und den Einsatz von Pestiziden ist das Nahrungsangebot der Singvögel spätestens seit den 1960er-Jahren immer weiter zurückgegangen. Den höchsten Futterbedarf haben Vögel in den Monaten Mai bis Juli. In den Sommermonaten sind die Tage sehr lang, die Vögel ziehen ihre Jungen auf, müssen selbst Energie tanken. In diesen Monaten sind sie superhyperaktiv! Und wenn sie viel fliegen, verbrauchen sie 25-mal mehr Treibstoff. Im Winter hingegen schieben sie eher eine ruhige Kugel. Wortwörtlich übrigens. Gucken Sie sich mal eine Amsel an, die macht sich kugelrund, stellt die Federn alle auf. Die sind nicht krank, sie sparen so nur Energie.

Was muss ich beim Futter beachten?

Im Grunde genommen kann man drei Futterarten unterscheiden. Erstens: reines Fettfutter wie etwa Meisenknödel. Sie selbst herzustellen, ist immer mit Arbeit verbunden, und es ist auch nicht jedermanns Sache, Rindertalg in der Wohnung zu zerlassen. Da kann man ruhig billige Knödel aus dem Supermarkt nehmen. Zweitens: Streufutter mit einem hohen Anteil an sehr feinen Getreideflocken, die Vorliebe geht querbeet durch die Vogelgesellschaft. Und drittens: Körnermischfutter, das aus großen, mittleren und kleinen Samen besteht. Im Handel bekommt man es meist als Waldvogelfutter. Im Sommer – anders als im Winter – haben Vögel übrigens keine Zeit, Sonnenblumenkerne zu knacken. Da kann man den Anteil der Sonnenblumenkerne reduzieren oder geschälte nehmen. Rosinen sind durchaus ein Leckerbissen – aber nur in kleinsten Mengen, also weniger als ein Prozent der gesamten Futtermenge. Die fressen besonders Eichelhäher und Amseln gern.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Ein Gimpelpaar (Dompfaff) sitzt am in einem Garten auf einer Futterstation für Wildvögel.

Ein Gimpelpaar (Dompfaff) sitzt am in einem Garten auf einer Futterstation für Wildvögel.

Silo, Futterhäuschen oder Knödel?

Das althergebrachte Futterhaus ist immer noch das Mittel der Wahl. Es sollte schön groß und geräumig sein, wie etwa das "Hessische Vogelhaus". Das hat fast einen halben Quadratmeter Futterfläche, dabei steht das Dach nur auf kleineren Eckpfosten. 20 Spatzen fliegen da ohne Probleme auf einmal rein.

Ernähren sich alle Vögel nur von Pflanzensamen?

Einzelne Vögel lassen sich mit speziellen Pflanzensamen anlocken. Stieglitze etwa können sie regelrecht heranziehen. Bei der Futterwahl sage ich immer: Entweder Sie wollen ein Spezialrestaurant, an dem sich einige die Schnäbel verbrennen – oder es gibt gutbürgerliche Küche. Für die Spezialisten können Sie auch einen Apfel halbieren, halb, damit er nicht runterkullern kann. Da sehen sie hinterher nur noch ein bisschen Schale, sonst ist da alles weg.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Was muss ich bei der Platzierung des Vogelhäuschens bedenken?

Wenn man einen großen Hausgarten hat, sollte es sich weder im finstersten Gebüsch noch genau in der Mitte einer Rasenfläche befinden. Das wäre zu riskant, um nur für ein Körnchen Futter aus dem Versteck zu fliegen. Die Futtersuche ist für kleine Vögel jedes Mal eine lebensbedrohliche Situation.

Und wer keinen eigenen Garten besitzt?

Auf einem Balkon in einem Mehrfamilienhaus können Sie natürlich auch platzsparende Futtersilos benutzen. Diese sollten aber nicht zu dicht an der Brüstung hängen, sondern lieber etwas weiter im Balkoninneren, damit sich der Nachbar unter Ihnen nicht aufregt, dass zu viele Schalen von Sonnenblumenkernen bei ihm rumliegen. Die Vögel sind dort auch etwas geschützter.

In welcher Höhe sind denn die meisten Vögel unterwegs?

Wer im 14. Stock in einer Hochhaussiedlung auf Vogelbesuch hofft, kann lange warten. Wohnen Sie aber im vierten Stock, möglichst noch mit Baumkronen in der Nähe, werden die Vögel scharenweise vorbeifliegen – mehr sogar als in einer Parterrewohnung.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das Vogelhäuschen bleibt leer: Was mache ich falsch?

Nichts. Die Monate September, Oktober und November und bis in den Dezember hinein sind die entspanntesten für Vögel. Die Brut ist ausgeflogen, die Zugvögel sind schon weg.

Das Cover des Buches "Vögel füttern - aber richtig"

„Vögel füttern – aber richtig“ von Peter Berthold und Gabriele Mohr

Mehr aus Wissen regional

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken