Starke Angst vor Spritzen: Gibt es Alternativen?

Eine medizinische Mitarbeiterin verabreicht eine Spritze mit dem Impfstoff Comirnaty gegen COVID-19 von Pfizer.

Eine medizinische Mitarbeiterin verabreicht eine Spritze mit dem Impfstoff Comirnaty gegen COVID-19 von Pfizer.

Sie sind keine Impfgegnerinnen oder Impfgegner, haben keine gesundheitlichen Bedenken bei der Impfung und dennoch graut es ihnen vor der Impfung oder ganz allgemein dem Gang zum Arzt: Etwa 3 Prozent der Menschen in Deutschland haben starke Angst vor Spritzen. Sie leiden unter Trypanophobie.

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Bei dieser Angst handelt es sich um eine im Laufe der Evolution entstandene natürliche Schutzfunktion, doch wenn sie stark übertrieben oder langanhaltend ist, kann sie krankhaft werden. Auch schlechte Erfahrungen mit Spritzen in der Kindheit können ein Auslöser für die Phobie sein. Das ist nicht nur beim Impfen oder Blutabnehmen ein Problem. Auch beispielsweise beim Zahnarztbesuch haben zwei Drittel der Deutschen Angst vor einer Spritze oder einer Narkose.

Verhaltenstherapeutische Ansätze

Um der Angst vor der Spritze entgegenzuwirken, kann die Einstichstelle durch Cremes oder Pflaster betäubt werden, Patienten und Patientinnen können auch Beruhigungstabletten vor dem Termin nehmen und sich dann so gut wie möglich ablenken.

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Wenn das nicht reicht, gibt es auch verhaltenstherapeutische Ansätze, bei denen sich der Patient oder die Patientin mit der Phobie bewusst auseinandersetzt und sich ihr nach und nach stellt. Dieser Ansatz ist recht erfolgreich, aber auch er funktioniert nicht bei jeder oder jedem.

Forschende entwickeln Spritzenkapsel

Viele Menschen, die Angst vor Spritzen haben, würden sich daher sicher wünschen, ganz darauf verzichten zu können. Doch eine Spritze ohne Einstich – wie soll das gehen? Wie könnte ein Medikament sonst direkt in die Blutbahn gelangen?

Eine Möglichkeit, das zu erreichen, wäre eine sogenannte Spritzenkapsel, die von Forschenden aus den USA entwickelt wurde. Dabei schluckt man eine Akrylkapsel in der Größe einer Tablette, die sich dann im Körper öffnet und eine nur wenige Millimeter große Spritze aus Edelstahl transportiert, die an der Magenwand andockt. Das bekommt der Patient oder die Patientin nicht mit, da dort kein Schmerz empfunden werden kann. Inspiriert wurde das Forscherteam vom Stehaufmännchen, das sich selbst immer wieder aufrichtet. Nach diesem Prinzip haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auch die Kapsel konstruiert, sodass sie immer in der richtigen Position an die Injektionsstelle gelangt – und nicht etwa die Nadel von der Magenwand wegzeigt. Kurz nach dem Einstich zieht sich die Nadel in die Kapsel zurück.

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Klinische Studien sollen folgen

Ursprünglich entwickelt wurde die Kapsel für Diabetikerinnen und Diabetiker. „Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Mikronadelpille eine Vielzahl von Medikamenten abgeben kann“, sagt Alex Abramson, der die Technologie mitentwickelt halt. Dazu zählten laut Abramson etwa Medikamente gegen Arthritis oder Morbus Crohn. Auch die Verabreichung von mRNA-Impfstoffen werde aktuell geprüft.

An Menschen wurde die Technologie jedoch noch nicht getestet, das soll aber bald passieren. Man plane, so Abramson, bald klinische Studien durchzuführen. An den Kosten scheitert es laut Abramson zumindest nicht, denn für die Mikronadel werde wesentlich weniger Material benötigt als für eine reguläre Spritze und sie sei leicht zu produzieren.

Markteinführung ist noch relativ fern

Eine andere Möglichkeit, ohne Spritze zu impfen, könnte die Lasertechnologie sein: Die sogenannte Bubble Gun, entwickelt von niederländischen Forschenden, nutzt einen Laser, um kleine Flüssigkeitstropfen durch die Haut zu drücken. Dieser Vorgang sei praktisch schmerzfrei, erklärte ein an der Forschung beteiligter Wissenschaftler im Oktober der Nachrichtenagentur Reuters. Die Forschung an der Bubble Gun ist jedoch ebenfalls noch nicht abgeschlossen, auf ihrer Homepage schreibt das Entwicklerteam, dass es „wissenschaftliche Durchbrüche in den nächsten zehn Jahren“ anstrebt.

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In beiden Fällen – der Lasertechnologie als auch der Spritzenkapsel – ist also eine Markteinführung noch relativ fern. Darauf sollte man, etwa im Fall der Corona-Pandemie, nicht warten. Das Bundesministerium für Gesundheit gibt daher Tipps, wie Menschen, die unter einer Spritzenphobie leiden, diese überwinden können – etwa um sich doch gegen Covid-19 impfen zu lassen. „Ich habe selbst lange geimpft und meinen Patientinnen und Patienten immer empfohlen, an etwas anderes zu denken, zum Beispiel an eine schöne Sonneninsel“, erklärt der Psychiater Borwin Bandelow. Er rät Menschen, die sich impfen lassen wollen, vorher mit dem Impfpersonal über die Angst zu sprechen, „dann können sie entsprechende Maßnahmen ergreifen – zum Beispiel die Person auf einer Liege liegend impfen. Eine gute Idee ist auch, zur Beruhigung eine Begleitperson mitzunehmen.“

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