Zecken: Wo sie besonders aktiv sind und warum sie eine Gefahr darstellen
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Zecken 2020: Steht dieses Jahr eine Zeckeninvasion bevor?
© Quelle: dpa
Hannover. Neue FSME-Risikogebiete, steigendes Infektionsrisiko, längere Aktivität – 2020 wird abermals ein gutes Jahr für Zecken. Wann Sie mit den Parasiten rechnen müssen, wo sie besonders verbreitet sind und wie gefährlich sie sind, erfahren Sie hier.
Zecken in Deutschland: Wird 2020 ein Zeckenjahr?
Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen beginnt auch die Zeit der Blutsauger. Erste Zecken werden bereits aktiv, sobald das Wetter mehrere Tage über sieben oder acht Grad liegt. Ein Blick auf die vergangenen Jahre zeigt: Die Zeckendichte war noch nie so hoch wie 2018, zudem erkrankten überdurchschnittlich viele Menschen an FSME. So berichtete Ökotest von insgesamt 583 FSME-Fällen. 2019 war die Zahl hingegen geringer: Die Zahl der FSME-Erkrankungen lag bei 462 Fällen, die Zeckenaktivität war allerdings ähnlich stark wie im Vorjahr.
Auch 2020 wird ein voraussichtliches Zeckenjahr. Untersuchungen belegen, dass Zecken immer früher und länger aktiv sind. Im Laufe der vergangenen 20 Jahre hat sich der Aktivitätszeitraum der Zecken um insgesamt zwei Monate erhöht, so Dr. Gerhard Dobler vom Nationalen Konsiliarlabor für FSME München.
Zecken im Sommer 2020: Höheres Infektionsrisiko erwartet
Durch die höheren Temperaturen in den letzten Jahren und die vergleichsweise milden Winter erwarten Experten ein höheres Infektionsrisiko im Sommer 2020. Ebenfalls problematisch: Die angenehmen Temperaturen sorgen dafür, dass neue Zeckenarten in Deutschland heimisch werden. Dazu gehören die tropische Hyalomma oder die Hundszecke.
Super-Zecke 2020: Hyalomma-Zecke und Hundszecke in Deutschland auf dem Vormarsch?
Schon die hier beheimatete Zeckenart – der Gemeine Holzbock – sorgt in Deutschland regelmäßig für Aufruhr. Mittlerweile wird aber auch über tropische Zecken berichtet, die hierzulande anzutreffen sind. So informierte die Universität Hohenheim beispielsweise über das Vorkommen der Hyalomma-Zecke, die ursprünglich in Südeuropa, Asien und Afrika beheimatet ist.
Sie ist knapp dreimal so groß wie ihre europäischen Verwandten, hat auffällig geringelte Beine und wurde 2018 erstmals in Deutschland entdeckt. Anders als die Holzbock-Zecke jagt sie aktiv und verfolgt ihre „Opfer“ gegebenenfalls über mehrere hundert Meter. In ihrer Heimat gilt die Hyalomma-Zecke als Überträgerin von Krankheitserregern, darunter auch die Erreger des Krim-Kongo Hämorrhagischen Fiebers, des Arabisch Hämorrhagischen Fiebers und einer Form des Zecken-Fleckfiebers.
Auch die braune Hundszecke aus dem Mittelmeerraum steht im Fokus der Forschung. Wie der Name vermuten lässt, sind Hunde ihre bevorzugten Wirte. Allerdings kann sie gelegentlich auch Menschen stechen. Anders als der gemeine Holzbock kann sie in Wohnungen überleben und sich massenhaft vermehren. Da sie vergleichsweise klein, unauffällig und schnell ist, hilft bei einem betroffenen Haushalt oft nur noch der Kammerjäger.
Wann beginnt die Zeckenzeit in Deutschland?
Viele Menschen bringen den Sommer automatisch mit Zecken in Verbindung. Die kleinen Parasiten werden in der Regel aber schon deutlich früher aktiv. Grundsätzlich gilt: Sobald es an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen sieben Grad oder wärmer ist, erwachen Zecken aus ihrer Winterstarre.
- Zeckenzeit in Deutschland: Februar bis Oktober.
- Zecken werden ab etwa sieben Grad Celsius aktiv.
- Bei kalten Temperaturen fallen Zecken gut geschützt in die Winterstarre.
Je nach Temperatur können sich Anfang und Ende der Zeckensaison aber auch verschieben. Wer viel Zeit in der Natur verbringt, sollte dies im Hinterkopf behalten.
Wieso sind Zecken gefährlich?
Zecken gelten als weltweit verbreitete Parasiten, die sich vom Blut verschiedenster Wirbeltiere ernähren. Dafür stechen sie ihren Wirt und saugen ihm Blut ab – die Menge an Blut ist allerdings so gering, dass sie in der Regel nicht zum Problem wird. Gefährlicher sind hingegen die möglichen Krankheitserreger, die eine Zecke auf Mensch oder Tier übertragen kann.
Ist eine Zecke mit Krankheitserregern infiziert, kann selbst ein eigentlich harmloser Zeckenbiss gefährlich werden. Die Krankheitserreger selbst gelangen aus den Speicheldrüsen oder dem Darm der Zecke über den Stechapparat in den Körper des Wirts.
Ein etwaiges Zeckengift gibt es also nicht, sondern lediglich die Gefahr von Erregern.
Zecken Risikogebiete in Deutschland 2020
Risikogebiete befinden sich vor allem dort, wo die Wahrscheinlichkeit für Borreliose- und FSME-Erreger besonders hoch ist. Darunter fallen für FSME insbesondere große Teile Bayerns und Baden-Württembergs sowie einzelne Regionen in Südhessen, Sachsen und Thüringen.
Weniger stark betroffen sind außerdem einzelne Gebiete in Mittelhessen, im Saarland und in Rheinland-Pfalz. Seit Februar 2019 gibt es auch ein erstes Risikogebiet in Niedersachsen, es befindet sich im Landkreis Emsland.
Für Borreliose besteht vor allem in Brandenburg, Sachsen und Bayern entlang der polnischen Grenze ein erhöhtes Risiko. Die Verbreitungsgebiete sind inzwischen allerdings sehr ungleichmäßig verteilt. Daher ist es vor einer Reise oder einem Urlaub empfehlenswert, sich entsprechend zu informieren.
FSME-Übertragung: Was ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis?
Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis – kurz FSME – handelt es sich um eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Sie wird durch Viren hervorgerufen. Die wohl bekannteste Form der Übertragung ist der Zeckenstich befallener Zecken, in seltenen Fällen ist eine Ansteckung aber auch über Lebensmittel möglich – allen voran nicht pasteurisierte Milch von Ziegen und Schafen, in Ausnahmefällen auch von Kühen.
Wie lange leben Zecken?
Schon eine einzige Blutmahlzeit ist ausreichend, damit eine Zecke vergleichsweise lange überleben kann. Unter getesteten Laborbedingungen konnten Zecken ohne weitere Nahrung bis zu zehn Jahre lang überleben. Der in Deutschland ansässige Gemeine Holzbock schafft es in freier Wildbahn immerhin auf drei bis fünf Jahre. Eine Zecke kommt ohne Wirt also durchaus lange aus. Davon abgesehen leben männliche Zecken bis nach der Begattung und weibliche Zecken bis zu ihrer Eiablage.
Haben Zecken einen Nutzen?
Als Parasit und zudem noch potenzieller Krankheitserreger sind Zecken nicht nur lästig, sondern teilweise regelrecht gefürchtet. Andererseits hat so gut wie jeder Parasit auch einen Nutzen. In der Natur übernehmen sie die Aufgabe, die Population anderer Lebewesen zu regulieren, gelten aber auch als Immunstärker und Evolutionsbeschleuniger. Der Parasitenbefall kann auf lange Sicht also einen positiven Einfluss auf die weitere Evolution einer Tierart haben.
Unter den zahlreichen Parasiten gehören Zecken allerdings zu den geheimnisvollsten Vertretern und sind in vielerlei Hinsicht noch nicht ausreichend erforscht. Erwiesen ist jedoch, dass sie für viele Fressfeinde, etwa Vögel oder Pilze, sehr nahrhaft sind. Für einige Lebewesen stellen sie demnach einen wichtigen Bestandteil ihrer Nahrungskette dar.
RND/do