Wer rettet die Pinguine? Erst mal niemand
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Kaiserpinguine springen von einer Eiskante ins Meer. Die von Naturschützerinnen und ‑schützern sowie Umweltexperten und ‑expertinnen dringend geforderte Ausweisung neuer Meeresschutzgebiete im Südpolarmeer ist erneut gescheitert.
© Quelle: Liu Shiping/XinHua/dpa
Die jährlichen Verhandlungen in Hobart auf der australischen Insel Tasmanien sind nie einfach. Doch die geopolitischen Spannungen der vergangenen Monate machten die diesjährige Antarktiskonferenz zu einem Spießrutenlauf. Denn unter den 26 Nationen und der Europäischen Union, die Vertreterinnen und Vertreter geschickt hatten, waren auch Delegationen aus Russland, der Ukraine und China.
Gleich zu Beginn des Treffens verließen beispielsweise etliche den Raum, als ein Mitglied der russischen Delegation sprach, wie die britische Zeitung „The Guardian“ berichtete. Ein Vertreter der deutschen Delegation, Bernd Söntgerath vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, erklärte Anfang dieser Woche dann erneut, dass die Verhandlungen sich „wie befürchtet extrem schwierig“ gestalten würden.
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So war das Ergebnis vielleicht keine Überraschung und dabei doch ernüchternd: Zum sechsten Mal in Folge gab es keine Einigung für neue Meeresschutzgebiete im Südpolarmeer. Bei der 41. Verhandlung der Kommission zur Erhaltung der lebenden Ressourcen der Antarktis (CCAMLR) stellten sich erneut Russland und China quer.
Südpolarmeer: Entscheidende Rolle für die Erde
Die Antarktiskommission, die in den vergangenen zwei Wochen in Hobart tagte, hätte die Chance gehabt, große Teile des Südpolarmeeres unter Schutz zu stellen. Die anvisierten Schutzgebiete in der Ostantarktis, der Antarktischen Halbinsel und dem Weddellmeer hätten beinahe vier Millionen Quadratkilometer und damit ein Prozent der Weltmeere umfasst. Bereits im Vorlauf der Konferenz hatte die Deutsche Umwelthilfe betont, welch entscheidende Rolle die Region für die Erde spiele. „Das Südpolarmeer ist essenziell für die Regulierung des Klimas, die Nährstoffversorgung der Meere und als Lebensraum einer beeindruckenden Artenvielfalt“, hatte Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner gesagt.
Doch trotz der Bedeutung der Region und der in Teilen bereits kritischen Lage – beispielsweise sind Kaiserpinguine aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels vom Aussterben bedroht – wollten die russischen und chinesischen Delegationen ihr Einverständnis für einen verstärkten Schutz nicht geben. Um die Schutzzonen umzusetzen, hätten alle Mitglieder der Kommission das tun müssen.
„Unerbittlicher Wettlauf gegen die Zeit“
„Die diesjährigen Verhandlungen haben unter schwierigen Voraussetzungen stattgefunden“, sagte Tim Packeiser, Meeresschutzexperte des WWF Deutschland. „Doch der Schutz des Südpolarmeeres ist ein unerbittlicher Wettlauf gegen die Zeit.“ Es sei tragisch, wie die Mitgliedsstaaten in ihren Meeresschutzbemühungen seit Jahren von Russland und China ausgebremst würden, die beide in der Region Fischfang betreiben. „Damit geraten die Grundlagen des Lebens unter die Räder geopolitischer Spannungen“, sagte der Experte.
Auch bei der Krillfischerei konnte man sich nicht auf strengere Regulierungen einigen. „Wir hatten gehofft, dass die Krillfischerei weiter eingeschränkt wird, doch auch das ist nicht gelungen“, sagte Packeiser. Werden die Kleinkrebse Mangelware, so finden auch Wale, Robben und Pinguine weniger Nahrung.
Sondersitzung in Planung
Von deutscher Seite wären alle drei Schutzgebiete unterstützt worden. Der Vorschlag zum Schutz des Weddellmeeres, den Deutschland maßgeblich erarbeitet hatte, war jedoch besonders hervorgehoben worden. Mit rund 2,2 Millionen Quadratkilometern wäre diese Region das größte Meeresschutzgebiet der Welt gewesen und hätte einen Beitrag zur Erreichung des Ziels leisten können, 30 Prozent des Ozeans bis 2030 zu schützen. Zudem ist das Weddellmeer ein einzigartiges Ökosystem und die Heimat von etwa 14.000 verschiedenen Tierarten, von denen viele nur dort existieren.
Positiv wertete der Vertreter der deutschen Delegation, Bernd Söntgerath, aber, dass immerhin eine Resolution zum Klimawandel vereinbart werden konnte. „Außerdem wurden die Krillfangmengen gegen den Wunsch Chinas nicht erhöht“, berichtete er. Dies bedeutet, dass die Fangbegrenzungen aus dem Jahr 2022 auch 2023 gelten.
Zudem ist eine Sondersitzung im April oder Juni 2023 angedacht, in der noch einmal über die vorliegenden Schutzgebietsvorschläge beraten werden soll. Chile habe hierzu nach Santiago eingeladen, berichtete Söntgerath. Es bleibe aber abzuwarten, ob Russland und China dem Termin letztendlich zustimmen würden.